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Hödnitz

Tschechischer Name: Hodonice

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Florianisäule in Hödnitz

Ansicht von Hödnitz

Dorfmitte von Hödnitz

Pfarrkirche des Hl. Apostel Jakobus den Älteren in Hödnitz

Fläche: 1.012 ha

Einwohner 1910: 876 in 191 Häusern (858 deutsche Ew.), 1930: 1.009 in 237 Häusern (879 deutsche Ew.), 2010: 1.864.

heutiger Verwaltungsbezirk: Znojmo (Znaim)

Matriken: seit 1663

Lage:

Hödnitz ist als Runddorf angelegt, das neun km östlich von Znaim (Znojmo) auf 212 m Meereshöhe liegt. Nachbarorte sind Taßwitz (Tasovice) im Südwesten, Mühlfraun (Dyje) im Westen und Gurwitz (Krhovice) im Süden.

Geschichte:

Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Ort 1229. Die Grundherrschaft hatte Probst Wigbert vom Pöltenberg inne.
Die Pfarre war seit 1281 dem Patronat des Ritterlichen Kreuzherrenordens in Prag einverleibt. Um 1290 schenkte König Wenzel unter anderem das Dorf Hedenic dem Stift St. Klara in Znaim (Znojmo). Ein Teil gehörte auch der Probstei am Pöltenberg. Nahezu die Hälfte der Einwohner starben 1351 durch eine Pestepidemie. Im 14. Jh. erhielt Hödnitz vom Kloster St. Klara Sonderrechte, welche die Einwohner mit den Bürgern von Znaim (Znojmo) gleichstellte.

Die Schreibweise des Ortes änderte sich im Lauf der Zeit und der Ort wurde 1229 „Godonich“, 1299 „Hedenitz“, 1641 „Oednitz“, 1781 „Hednitz“ und ab 1846 „Hödnitz“ genannt.

Durch die Reformation wurden viele Bewohner des Ortes evangelisch. 1645 wurde Hödnitz von den schwedischen Truppen unter General Torstensson besetzt. Die von den Soldaten eingeschleppte Pest forderte viele Opfer.

1722 wurde im Ort ein Brauhaus gegründet, um mit dem in guter Qualität vorhandenen Wasser Bier brauen zu können.
Nachdem Kaiser Joseph II. das Klarissinnen-Kloster im Jahr 1784 aufgelassen hatte, wurde der Ort vom Religionsfonds verwaltet. Ab 1801 gehörte Hödnitz zur Herrschaft der Freiherren von Liebenberg.

In den Napoleonischen Kriegen kam es 1809 zur Besetzung des Ortes durch französische Truppen, welche Hödnitz auch plünderten. In der Nacht vom 11. auf den 12. Juli übernachtete Napoleon im damaligen Meierhof. Das Zimmer, welches Napoleon bewohnte, wurde seither „Napoleonzimmer“ genannt. Als Attraktion in diesem Raum galt ein Tisch, weil Napoleon ihn in dieser Zeit als Schreibtisch benutzt haben soll. Zum Meierhof gehörte eine Wassermühle bei der die Soldaten Napoleons lagerten. Von hier aus leitete Napoleon die Schlacht um Znaim (Znojmo), die in der Gegend von Zuckerhandl (Suchohrdly) stattfand. Eine Eiche, unter der er rastete, wird heute noch „Napoleonseiche“ genannt.
Von einer Choleraepidemie im Jahr 1832 blieben die Hödnitzer verschont, daher ließen sie eine Cholerakapelle bauen.

Am 09. August 1870 fuhr die erste Lokomotive von Znaim (Znojmo) nach Brünn (Brno) über Hödnitz. Im gleichen Jahr wurde das Brauhaus geschlossen und zu einem Wirtshaus umfunktioniert.

Der Erste Weltkrieg forderte 22 Opfer aus dem Ort an der Front. Im Kirchgarten wurde ein Kriegerdenkmal errichtet.
Offiziell durch den Vertrag von St. Germain kam Hödnitz zur neuen Tschechoslowakischen Republik. Durch die Regierungsmaßnahmen wurden bereits
ab 1918 Bedienstete der k.k. Bahn, Post und Gendarmerie entlassen. Sie bekamen eine kleine Abfertigung. Die Ämter wurden mit tschechischen Beamten besetzt. Für deren fünf volksschulpflichtige Kinder wurde im Meierhof eine einklassige tschechische Schule errichtet. Eine Überschwemmung richtete 1926 schwere Schäden an.

Zur Zeit der Zugehörigkeit zum nationalsozialistischen Deutschen Reich wurde Hödnitz mit dem Nachbarort Taßwitz (Tasovice nad Dyjí) zur Gemeinde „Kirschfeld“ zusammengeschlossen (bis 1945).
Der Zweite Weltkrieg forderte 51 Opfer aus dem Ort. Bereits während des Krieges wurden die Hödnitzer Quellen gefasst. Der zugehörige Hochbehälter (Wasserreservoir), bis zu dem die Rohre verlegt wurden, befand sich in Zuckerhandl (Suchohrdly). Durch die Kriegswirren unterblieb der Anschluss an das Znaimer Wassernetz vorerst.

Vertreibung der deutschen Bevölkerung 1945:
Bis auf 24 Personen wurden alle deutschen Einwohner im Mai 1945 von tschechischen „Revolutionsgardisten“ vertrieben bzw. flüchteten vor diesen nach Österreich. 1946 wurden weitere sieben Personen nach Deutschland zwangsumgesiedelt, sodass nur mehr 17 deutsche Einwohner verblieben.

Wirtschaft und Infrastruktur:

Landwirtschaft: Getreide (vor allem Gerste wegen der Malzproduktion), Rüben, Kartoffeln, Mais, Gurken, Hülsenfrüchte, Obst; Anbaufläche um 1900 ca. 864 ha.

Gewerbe: Malzfabrik (1895), 1911 modernisiert, 1932 stillgelegt; Dampfmühle (erbaut von Anton Keller aus Seefeld/NÖ 1862, 1909 und 1933 abgebrannt), Gurken- und Krautkonservenfabrik (1923), Ziegelei, Sägewerk, Schnapsbrennerei, Molkerei (1908 bzw. 1923), Holz- und Kohlenhandlung (1927), Gärtnerei (1931).

Einrichtungen: 1883 Freiwilligen Feuerwehr (1883), Raiffeisenkasse (1900),
Volksschule (1911, drei Klassen), Gemeindehaus (1894), Bahnstation (1870), Postamt (1869), landwirtschaftliches Lagerhaus (1923), Milchgenossenschaft (1923) und Milchsammelstelle (1926).

Kulturerbe:

Pfarrkirche St. Jakob d. Ä. gehörte zu Pöltenberg; Pfarre 1270 urkundlich; Romanischer Westturm mit barockem Aufbau und Zwiebelkuppel 1670; kreuzrippengewölbte Sakristei zweite Hälfte 13. Jh. an den Turm angebaut; Treppenturm mit Kegelhelm; kreuzrippengewölbter Chor 15. Jh. mit Fünfachtel-Schluss; Gotisches Langhaus tonnengewölbt um 1690 umgebaut (barockisiert), südl. Tor spätgotisch; Hochaltar und Kanzel Mitte 18. Jh.; Altarbild von Johann Lukas Kracker; Seitenaltäre hl. Maria und hl. Johannes d. T. um 1770; Prager Jesuskind in Rokokoeinfassung; Sakristei-Schränke erste Hälfte 18. Jh.; Gittertor des ehemaligen Friedhofes mit Figur des hl. Jakob, Vasen, Kreuzherrenwappen erste Hälfte 18. Jh.; Pfarrhaus 1703, umgebaut 1892; Kapelle 1833 für Verschonung von Choleraepidemie; spätgotische Säule an der Straße nach Mühlfraun (Dyje); Florianisäule 1735.

Pfarrhaus von 1703 (1892 Umbau)

Schmiedeeisernes Tor des alten Friedhofes mit Wappen der Kreuzherren, erste Hälfte des 18. Jh.

Marienkapelle (Cholerakapelle, 1833).

spätgotische Säule an der Straße nach Mühlfraun (Dyje).

gusseiserne Kreuze von 1873.

Statuen der Heiligen Florian und Johannes v. Nepomuk (1735).

heimatkundliche Literatur:

Schwarz, Josef: Hödnitz – ein deutsches Dorf in Südmähren, 2003.

 

Weblinks:

Genealogie:

Blum, Robert: Personenverzeichnis Hödnitz

 

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