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Altstadt

Hauptstraße

Hauptplatz

Tschechischer Name: Staré Město pod Landštejnem

Fläche: 1.157 ha

Einwohner: 1910: 740 in 163 Häusern (667 Deutsche), 1930: 572 in 155 Häusern (419), 2010: 505

heutiger Verwaltungsbezirk: Jindřichův Hradec (Neuhaus)

Matriken: seit 1668.

Lage:

Altstadt liegt auf 543 m Meereshöhe, 14 km ostsüdöstlich von Neubistritz (Nová Bystřice).

Geschichte:

Gegründet wurde Altstadt um 1170 von den Herren von Tirna aus Raabs a.d. Thaya an einem alten, von Italien über Raabs a.d. Thaya nach Böhmen führenden, Pfad. Im 14. Jh. erfolgte vermutlich der Ausbau zum Marktdorf der benachbarten Burg Landstein (Hrad Landštejn) und trug den Namen Landstein. 1429 erfolgte die erste gesicherte urkundlich Erwähnung als „Altstadt“ oder „Alte Stadt (Staré Město)“.

1495 wurde der Ort zur Stadt erhoben. 1568 erfolgte die Bezeichnung „Alt Landstein“ (Starý Landštejn).

Um 1600 ist eine jüdische Gemeinde in Altstadt nachweisbar. Es entstand ein jüdischer Friedhof.

Bis 1848 war Altstadt der Hauptort der Herrschaft Landstein (Landštejn).
Da Altstadt im 19. Jh. nicht an das entstehende Eisenbahnnetz angebunden wurde, verlor es an wirtschaftlicher Bedeutung zu dieser Zeit.

Da bis 1918 viele Männer aus dem Ort als Maurer in Wien arbeiteten, brachten sie auch viele Ausdrücke aus der Residenzstadt mit, die in die lokale Mundart einflossen.

Altstadt war eine beliebte Sommerfrische.

Ab 1918 wird von der Herrschaftsverwaltung vorwiegend tschechisches Personal eingestellt.

Ein Landwirt wurde wegen „Schwarzschlachtens“ am 27. August 1942 vom NS-Sondergericht in Wien zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. Gnadengesuche seiner Frau auch im Namen ihrer drei kleinen Söhne wurden abgelehnt.

Vertreibung der deutschen Bevölkerung 1945/46:
Von den am 13. Mai mit zwei Bussen in die Ortschaft gekommenen tschechische „Partisanen“ wurden der Bürgermeister, die NS-Repräsentanten des Ortes (Ortsgruppenleiter, Ortsbauernführer), ein Gendarmeriewachtmeister, der Postmeister und vier weitere Männer verhaftet, misshandelt und zu verschiedenen Arbeiten gezwungen. Ein Bauer aus Gottschallings (Košťálkov) wurde gefoltert und danach erschossen. Am 29. Mai mussten alle deutschen Bewohner den Ort innerhalb von zwei Stunden verlassen. Von den Geiseln, die von den „Revolutionsgardisten“ genommen wurden, sollen bei Neuhaus (Jindřichův Hradec) sechs erschossen worden sein.
Von den Vertriebenen blieben 16 Familien in Österreich, während die meisten anderen in Deutschland (Bayern, Hessen und Baden-Württemberg) landeten. Vier Personen wanderten nach Kanada, drei in die USA und eine nach Australien aus.

In der Zeit des Kalten Krieges war Altstadt eine militärische Grenzzone. Von den Ortschaften südlich von Altstadt gelegen wurden die meisten nach 1950 liquidiert („Eiserner Vorhang“).

Der tschechische Name „Staré Město“ („Altstadt“ oder „alte Stadt“) wurde zur Unterscheidung wegen der Häufigkeit der Verwendung dieser Bezeichnung für andere Orte und alte Stadtkerne 1952 in „Staré Město pod Landštejnem“ umgeändert.

Die heutige Gemeinde Staré Město pod Landštejnem besteht neben Altstadt auch aus den Ortsteilen Dobrotín (Dobroten), Landštejn (Landstein), Návary (Auern), Podlesí (Deutsch Bernschlag), Pomezí (Markl), Veclov (Wetzlers), Vitíněves (Wittingau), Buková (Buchen) und Filipov (Philippsdorf). Auch die Fluren der erloschenen Dörfer Dětříž (Dietreichs), Košlák (Kokschlag), Košťálkov (Gottschallings), Kuní (Kain), Pernárec (Bernharz), Rajchéřov (Reichers), Romava (Romau) und Staré Hutě (Althütten).

Wirtschaft und Infrastruktur:

Landwirtschaft: Der Ort war agrarisch geprägt. Angebaut wurden Kartoffeln, Gerste, Hafer, Weizen und Hanf. Daneben bestanden Viehzucht (1900: 506 Rinder) und Waldwirtschaft (1900: 356 ha).

Gewerbe: Fabrik (Tuchwalke), Mühle am Auwiesbach, Meierhof, Ziegelei, Sodawassererzeugung, Brauerei, Branntweinerei, Färberei, Gasthäuser, Gemischtwarenhandlungen und Fleischhauer.

Einrichtungen: Postamt, Volksschule (dreiklassig), tschechische Schule (1935), Kindergarten, Gemeindebücherei, Gendarmerieposten, Armenhaus, Ärzte, Apotheke, Autobushaltestelle (Linie Neubistritz-Znaim), Freiw. Feuerwehr (1880), Raiffeisenkasse.

Kulturerbe:

Grundriss der Pfarrkirche

Die Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt ist eine dreischiffige Staffelkirche; Sternrippengewölbe aus dem 14. Jh.; Presbyterium mit Fünfachtel-Schluss; Mittelschiff 22 m lang, 5 m breit, 11,5 m hoch; Seitenschiffe mit Netzwerkgewölbe 3 m breit, 9 m hoch, Unterkirche.
Renaissance West- und Südtor.
Die ursprünglich gotische Decke des Presbyteriums wurde anfangs des 18 Jh. durch ein Stichkappentonnengewölbe ersetzt. Mehrere Grabplatten mit z. T. nicht mehr lesbaren Inschriften 1505, 1552, 1599, 1627; eine gilt dem 1521 verstorbenen Zdenek Kraig von Landstein und einer Magdalena Mohr. Das Presbyterium ist gegenüber der Kirchenachse um 70 cm nach Norden verschoben.
Schöne spätgotische Arbeit ist das Steinsanktuarium an der linken Wand des Presbyteriums. Eigenartige Fenster in Dreipaßform.
Großer barocker Hochaltar (1723) mit 1,60 m großen Statuen der vier böhmische Patrone: Wenzel, Vojtech, Prokop und Veit. Altarbild 3 m hoch und fast 2 m breit. Wappen der Freiherrn v. Steinbach. Seitenaltäre zeigen Bilder der hl. Barbara und des hl. Donatus. Im linken Seitenschiff Altar des hl. Nepomuk mit Statuen des hl. Anton v. Padua und des hl. Dominik in Holz. Ein neugotischer Altar mit hölzernen Statuen des Nikodemus und des Josef v. Arimathäa. Im rechten Seitenschiff ein St. Josefsaltar mit Statuen des hl. Sebastian und des hl. Rochus. Auf Konsolen an den Pfeilern des Kirchenschiffes 12 Apostelfiguren 1,40 m hoch. Beim Seiteneingang ein lebensgroßer Gekreuzigter (1900 übermalt von Fr. Tomaske).
Im Westen freistehender Turm aus Bruchstein 20 m hoch, 8 m breit, erst vor 40 Jahren mit Mörtel verputzt. 1859 achteckiger Zwiebelturm, Marienglocke 1861 von Hilzer in Iglau gegossen, kleinere Glocke mit hl. Wenzel und hl. Joh. v. Nepomuk ebenfalls von Hilzer gegossen. Vor dem Brand waren vier Glocken vorhanden, deren eine Hans Neubauer in Iglau (1569) gegossen hat, eine zweite von Simon Zembner, Krems 1623, eine von Ferd. Wetterlechner, Krems 1744, und eine von Adalbert Perner, Budweis 1810.
Bei der Kirchenrenovierung 1935 wurden mehrere große Statuen als schadhaft entfernt.

Burgruine Landstein: Beschreibung unter Landstein (Landštejn).

Schloss Dobrohoř, klassizistischer Bau aus dem 19. Jh.

herrschaftliche Kirche Johannes des Täufers, 13. Jh.

jüdischer Friedhof, um 1610 angelegt (die Synagoge besteht heute nicht mehr).

Wegkapelle mit großem Vesperbild um 1500.

Bildsäule des hl. Donatus.

Dreiländerstein am Hohen Stein (Böhmen, Mähren, Niederösterreich)

Alte Zunftfahnen.

Persönlichkeiten:

  • Josef Hahn (*28. Oktober 1912 – 1991), Slawist und Übersetzer, Verfasser einer zweibändigen Cyrillo-Methodianischen Bibliographie.
  • Hans Reutter (*30. November 1884; 22. Juli 1950 Donauwörth), Historiker.

Heimatkundliche Literatur:

Gottwald, Adolf: Altstadt, 1975.

Weblinks:

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