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Schiltern

Tschechischer Name: Štítary

Slideshow

Pfarrkirche St. Georg

Ansicht von Schiltern

Ansicht von Schiltern

Dorfstraße

Festwagen zum Erntedank

Postkarte mit Ansichten von Schiltern

Dorfplatz

Fläche: 2.566 ha

Einwohner 1910: 1.040 in 206 Häusern (1.021 dt.), 1930: 1.153 in 236 Häusern (999 dt.), 2010: 665.

heutiger Verwaltungsbezirk: Znojmo (Znaim)

Matriken: seit 1713.

Lage:

Schiltern (Štítary) liegt auf 398 Metern über dem Meer und ist als Längsangerdorf angelegt. Nachbarorte sind Schönwald (Šumná/Šumvald) im Südosten und Schröffelsdorf (Zálesí/Šreflová) im Westen. Ein paar Kilometer südwestlich liegen Frain (Vranov) und der Frainer Stausee.

 

Geschichte:

Aus einem Meierhof der Herrschaft Vöttau (Bítov) entwickelte sich das 1260 erstmals genannte Dorf, das 1346 von Markgraf Karl, dem späteren Kaiser Karl IV., Marktrechte erhielt.

Eine Urkunde von 1349 nennt „Schyltorn“ als oppidum. 1348 gehörte der Ort zur Herrschaft Zornstein (Lichtenburger). 1437 war Schiltern Bestandteil der Herrschaft Frain (Vranov).

1522 wurde den Einwohnern von Peter von Černohorský das Recht erteilt, ihren Besitz frei zu vererben.
Der Erzherzog von Österreich und spätere Kaiser Ferdinand I. bestätigte 1539 alle Privilegien und erweitere sie. In der Reformationszeit war die Mehrheit der Schilterner Bevölkerung lutherisch. Jedoch wurde Schiltern von den Jesuiten um 1620, nach Beginn des Dreißigjährigen Krieges, rekatholisiert.

Das 16.Jahrhundert nennt den Markt „be den Schildern“ oder lateinisch „Sscitar“, seit 1718 ist die heutige Schreibweise geläufig. 1706 wurden durch Brand (Blitzschlag) alle Häuser mit Strohdach sowie Kirche und Pfarrhof zerstört. 1787 verkaufte Joseph von Althan der Gemeinde Waldgebiete. Diese wurden gerodet und in Ackerland umgewandelt.

1806 und 1809 waren französische Soldaten im Ort. Bei einem weiteren Brand 1835 kamen acht Menschen ums Leben. Der 1798 entstandene Ortsteil „Schönwald“ wurde 1923 abgetrennt und bildet seit damals eine selbstständige Gemeinde. Zwischen 1895 und 1938 entstand die Ansiedlung „Neustift“ am Südhang des Galgenberges.

Der zuständige Gerichtsbezirk war Frain (Vranov), der zuständige Verwaltungsbezirk Znaim (Znojmo), nachdem die Patrimonialherrschaften aufgehoben worden waren.

Bis 1923 gehörte das Dorf Schönwald (Šumná/Šumvald) zur Gemeinde.

Im den beiden Weltkriegen starben 27 bzw. 43 Soldaten.
Während der Zugehörigkeit zum nationalsozialistischen „Dritten Reich“ war Schiltern Bestandteil des Kreises Znaim (Znojmo).

Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus Schiltern 1945/46:
Am 22. Mai wurden deutsche Einwohner, die in irgendeiner Weise mit der NSDAP, einer ihrer Gliederungen oder der Diktatur in Verbindung gestanden waren oder gebracht wurden, von tschechischen „Partisanen“ aus Jaispitz (Jevišovice) in der Schule zu Prügelstrafen verurteilt. Einige von ihnen wurden zunächst in Znaim (Znojmo), dann in Mannsberg (Mansberk) für Zwangsarbeiten interniert. Frauen und nicht arbeitsfähige Männer wurden wieder entlassen. Bei den russischen Soldaten und Offizieren fanden die Menschen nicht selten Schutz vor den Misshandlungen.
Am 19. Juni mussten alle deutschen Schilterner den Ort verlassen. Eine schwer kranke Frau starb allerdings einen Tag später in der Nähe der Grenze zu Österreich.

Wirtschaft und Infrastruktur:

Landwirtschaft: Die große Gemeindefläche bot 1.574 Hektar Ackerland. Zur Gesamtfläche gehörten auch beinahe 1.000 Hektar Wald. Ein Teil wurde vom herrschaftlichen Helenenhof bewirtschaftet (1835).

Gewerbe: Sägemühle, Molkerei, Saatgutreinigungsanlage, Kartoffeldämpfkolonne, drei Wirtshäuser, viel Kleingewerbe.

Einrichtungen:
Armen- und Krankenhaus, Gemeindebücherei, Postamt; Freiwillige Feuerwehr (1893), Musikverein (1895), Absolventenverein der Landwirtschaftlichen Fachschule (1906), Spar- und Darlehenskasse (1905), Landwirtschaftlicher Bezirksverein u.v.a.
Das Schulhaus stammt von 1839 und wurde 1883 umgebaut (der Vorgängerbau wurde beim Brand von 1835 zerstört). Weiters gab es eine landwirtschaftliche Fachschule für Jungbauern (1898/99).

Wappen:

Die Urkunde von 1539 beschreibt auch das Marktwappen. Es ist in Rot auf grünem Boden ein silberner Zinnenturm, beseitet von silbernen Zinnenmauern. Im Tor ein hochgezogenes goldenes Fallgitter, auf dem Turm zwei Erkertürmchen mit je einem roten Spitzdach, daran je ein goldener Knauf mit goldener Wetterfahne.

Kulturerbe:

Pfarrkirche St. Georg (Pfarre urkundl. 1348) nach Brand im Jahr 1706 als Saalkirche wieder aufgebaut. Rechteckiger tonnengewölbter Chor, im Langhaus Stichkappentonnengewölbe, das westliche jüngere Joch platzlgewölbt. Geschwungene Orgelempore Mitte 18. Jh. An der Nordseite kreuzgewölbte Kapelle 17. Jh., an der Südseite Sakristei- und Emporenanbau von 1938. Hochaltarbild von Franz Josef Tastel (1893), Seitenaltar- und Kapellenaltarbilder v. Joseph Winterhalter. Barbaraaltar und Kanzel um 1780. Taufstein 17. Jh. Wappengrabstein 1803. Freistehender Rokokoturm um 1750.

heimatkundliche Literatur:

Stolhofer, Walter: Heimaterinnerungen – Die Marktgemeinde Schiltern, o.J.

Weblinks:

Genealogie:

Blum, Robert: Personenverzeichnis Schiltern

 

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