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Groß Steurowitz

Kirche des hl. Georg in Groß-Steurowitz

Ansicht von Groß-Steurowitz

Ansicht von Groß-Steurowitz

Ansicht von Groß-Steurowitz

Schule von Groß-Steurowitz

Der Steigerturm von Groß-Steurowitz

Feldarbeit in Groß-Steurowitz

Tschechischer Name: Starovice

Fläche: 1.066 ha

Einwohner 1910: 1.180 in 273 Häusern (1.164 deutsche EW), 1930: 1102 in 278 Häusern (1.077 deutsche EW), 2010: 810.

heutiger Verwaltungsbezirk: Břeclav (Lundenburg)

Matriken: seit 1785

Grundbücher: seit 1594.

Lage:

Groß-Steurowitz liegt auf 220 m über dem Meeresspiegel.

Geschichte:

Groß Steurowitz wurde 1321 erstmals urkundlich erwähnt und ging danach an die Herrschaft des Königinklosters in Altbrünn. Die Namensform wechselte von „Styrowicz“ (1323) und „Gros Starwicz“ (1570) zu „Gros Steirwiz“ und ab 1673 zu „Groß Steyrowitz“ beziehungsweise „Groß-Steurowitz“.

Schon 1392 bekam der Ort eine eigene Pfarre. Im 16. Jh. wurde die Ortschaft mit Palisaden befestigt. Kaiser Rudolf II verpfändete den Ort 1588 an den Fürsten Carl von Liechtenstein, aber wegen eines Besitzstreites mit dem Kloster wurde dessen endgültiger Verbleib nicht geklärt. Erst im Jahr 1617 konnte dieses Problem gelöst werden. Der Fürst Liechtenstein sollte hierfür dem Kloster einen Jahreszins von 5.153 Talern zahlen. Doch anstatt zu zahlen, übertrug dieser die Ortschaft an das Kloster Saar.

1605 plünderten die Hajducken des Siebenbürgers Stephan Boczkay mit türkischen Truppen den Ort. Aber auch im bald darauffolgenden Dreißigjährigen Krieg blieb Groß Steurowitz nicht verschont. Kriegerische Auseinandersetzungen und Seuchen wechselten sich ab. 1643 wurde Groß Steurowitz von schwedischen Truppen geplündert und zwei Jahre später wütete die Pest. 1663 plünderten türkische Heerscharen den Ort, töteten 34 und verschleppten 100 Menschen. 1679 starben über 100 Menschen an der Pest.

1865 vernichtete eine Brandkatastrophe einen Großteil der Ortschaft (darunter auch das Rathaus). Um die 100 Menschen starben abermals an der Cholera, die von preußischen Soldaten während des preußisch-österreichischen Krieges 1866 eingeschleppt wurde.

Im Ersten Weltkrieg fielen 30 Männer, fünf blieben vermisst.

Das bis 1938 dem politischen Bezirk Auspitz (Hustopeče) angehörende Groß-Steurowitz wurde im Zuge der Angliederung an NS-Deutschland im Jahr 1938 dem Kreis Nikolsburg (Mikulov) zugeteilt.

Der Zweite Weltkrieg forderte 51 Gefallene und 12 Vermisste. Vom 16.April bis zum 4. Mai 1945 war Groß Steurowitz Schauplatz der Kampfhandlungen in der Schlussphase des Krieges. Durch einen Luftangriff starben drei Einwohner.

Vertreibung 1945/46:
Die Ereignisse zu Kriegsende kosteten acht Menschen das Leben: Drei Männer wurden von „Revolutionsgardisten“ erschossen, drei begingen Selbstmord und zwei Frauen starben infolge der Verletzungen einer Vergewaltigung und Misshandlung durch sowjetische Soldaten. Am 15. Juli 1945 besetzten tschechische Neuankömmlinge einige Häuser. So mussten die ersten 23 Familien ihre bisherigen Heime verlassen und wurden nach Österreich vertrieben. Der Vorgang wiederholte sich mehrmals, bis alle deutschen Bewohner aus der Ortschaft vertrieben waren. Nach dem Beschluss des „Potsdamer Protokolls“ wurden auch die restlichen deutschen Einwohner abgeschoben. Die meisten Vertriebenen blieben in Wien, Niederösterreich und Oberösterreich (Wels).

Wirtschaft und Infrastruktur:

Landwirtschaft: alle Getreidesorten, Feldgemüse, Gewürzpflanzen, Mais, Edelobst, Weinbau (ein Drittel der Anbaufläche, bis zum Auftreten der Reblaus sehr bedeutend).

Gewerbe: Schmiede, Schreiner, Schlosser, Lebensmittelläden, Bäcker, Obst- und Geflügelhändler, Schneider, Metzger, Gastwirte, Dachdecker und Schuhmacher.

Einrichtungen: Schule (1801, 1643 Unterricht nachgewiesen, 1790 im Rathaus), Kindergarten (1939), Gemeindebücherei, Armenhaus (sieben Wohnräume), Wasserleitung (1926), Elektrifizierung (1928), Freiw. Feuerwehr (1880), Raifeisenkasse (1892), Winzergenossenschaft (1936), Milchgenossenschaft (1939).

Kulturerbe:

Pfarrkirche St. Georg: Nach Brand 1885 neoromanisch wieder aufgebaut. Westturm 1791; Hochaltar 1905; links Marienaltar, rechts Josefsaltar; Grabstein an der Kirchenmauer von 1685. Zwei besondere Kostbarkeiten sind noch die barocken Statuen: die der heiligen Muttergottes oberhalb und die des heiligen Josef unterhalb der Kirche aus dem Jahr 1679.

ursprüngliche Kirche St. Antonius: 1724 erbaut, musste im Zuge der Säkularisierungen unter Josef II. abgetragen werden.

Kapellen: Johannes v. Nepomuk Kapelle (1890), St.-Anna-Kapelle (1880), Antoniuskapelle (aus Material der abgetragenen Antoniuskirche, nach 1945 abgebrochen), Markuskapelle (1880).

Bildsäulen und Statuen: Immaculata von 1747; St. Antonius; St. Florian; St. Gotthard, St. Josef. Verschiedene Kreuze und Marterln in Ort und Umgebung.

Siegel:

aus 1646, im Kartuschenschild ein kunstvoller, bewurzelter Rebstock und ein aufrechtstehendes Rebmesser.

Persönlichkeiten:

  • Jakob Pich, Kunstmaler, Geschichtsschreiber und Erzähler.
  • Hermann Kletzander (*7.März 1928), Mundartforscher

heimatkundliche Literatur:

  • Gustav Gregor: Geschichte von Groß-Steurowitz. 1971
  • Sophie Wagner: Die Gemeinde Groß-Steurowitz in Südmähren. 1991
  • Hermann Kletzander: Die Groß-Steurowitzer Mundart. 2001
  • Hermann Kletzander: Die Groß-Steurowitzer Musikkapelle 2001
  • Hermann Kletzander: Gross-Steurowitz und die Steurowitzer 2002

Weblinks:

Genealogie:

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