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Niedermühl

Ansicht von Niedermühl

Tschechischer Name: Dolní Žďár

Fläche: 681 ha

Einwohner 1910: 395 in 67 Häusern (377 dt. Ew.), 1930: 382 in 74 Häusern (311 dt. Ew.), 2010: 139.

heutiger Verwaltungsbezirk: Jindřichův Hradec (Neuhaus)

Matriken: seit 1610 bei Oberbaumgarten (Horní Pěna).

Lage:

Niedermühl liegt 4 km südlich von Neuhaus (Jindřichův Hradec).
Das Einzeilendorf an der Naser (Nežárka) beinhaltet die Ortsteile Obergschlagles und Lindner-Waschen.

Geschichte:

1411 wurde der Ort erstmals urkundlich genannt. Die Siedlung entstand – wie die meisten dieser Gegend – durch Rodung des dichten Waldgebietes. 1654 und 1668 wurden in Niedermühl und Oberschlagles (Horní Lhota) 18 bzw. 12 Namen in den Steuerrollen genannt. Von 1610 bis 1666 war Niedermühl in Oberbaumgarten (Horní Pěna) eingepfarrt. Bis 1848 war Niedermühl Bestandteil der Herrschaft Neuhaus (Jindřichův Hradec). Danach wurden Niedermühl und Oberschlagles (Horní Lhota) in einer Gemeinde zusammengelegt. Der Ortsteil Obermühl (Horní Žďár) wurde seit 1790 getrennt verwaltet und nach 1848 selbständige Gemeinde.

Vertreibung 1945/46:
Am 30. Mai mussten fast alle Deutschen den Ort verlassen. Zuvor kam es zu Übergriffen durch tschechische „Revolutionsgardisten“ an den deutschen Einwohnern, bei denen es auch zu Todesopfern kam. Zwei Mädchen wurden nach mehrfach erfolgter Vergewaltigung ermordet. Vier Männer wurden nach Misshandlungen erschossen. Einige ehemalige französische Kriegsgefangene bestatteten die Männer schließlich nachts unter drei Linden. Eine Familie beging Selbstmord. Die ehemaligen Niedermühler, unter ihnen viele Kinder und alte Leute, wurden über die Grenze nach Österreich vertrieben. Nur 10% der Vertriebenen konnten in Österreich bleiben, während der Rest nach Westdeutschland abgeschoben wurde. In Niedermühl selbst verblieben 7% (hauptsächlich deutsch-tschechische Familien) der ehemaligen Einwohner.

1974 wurde Niedermühl nach Lassenitz (Lásenice) eingemeindet, bildet heute jedoch wieder eine selbständige Gemeinde. Zu ihr gehört Horní Lhota (Oberschlagles) und die Ansiedlung Lipovská Bašta (Lindner Waschen).

Wirtschaft und Infrastruktur:

Neben der Landwirtschaft, die den Ort prägte, gab es das übliche Kleingewerbe sowie
eine Genossenschaftsbäckerei und eine Mühle mit Lagerhaus. Auch Teichwirtschaft und Kleinweberei spielten eine Rolle.

Einrichtungen: Das Schulgebäude wurde 1900 zweiklassig errichtet. Die Elektrifizierung erfolgte 1910. Weiters gab es eine Freiwillige Feuerwehr (1895), eine Raiffeisengenossenschaft (1904) und eine Lagerhaus- und Mahlmühlgenossenschaft (1902) sowie ein Armenhaus.

Kulturerbe:

Kapelle der hl. Therese von Ávila: 1858 mit Altarbild von August Mansfeld von 1861. Die Glocke wurde 1857 von Perner in Budweis gegossen.

Weblinks:

Genealogie:

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