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Ernst Chwalla

Ernst Chwalla stammte aus einer alten Wiener Seidenindustriellenfamilie. Er wurde im Jahre 1900 geboren.

Nach dem Bauingenieurstudium, der Promotion und Habilitation an der Technischen Hochschule Wien war er Mitarbeiter von Prof. Hartmann. Bereits in dieser Zeit wurde er in der Fachwelt durch Veröffentlichungen über schwierige Probleme der Baustatik bekannt. Im Jahre 1930 wurde er – mit 30 Jahren – als Professor an die Lehrkanzel für Baustatik an der Deutschen Technischen Hochschule Brünn berufen. Sowohl als Lehrer als auch als Forscher war er bald überaus geschätzt. Er verband ein profundes theoretisches Wissen mit Können mit der begnadeten Gabe des glasklaren, leicht fasslichen, anschaulichen Vortrags. Er war von vornehmer, altösterreichischer Erziehung geprägt, liebenswürdig bescheiden, von gediegenen und gewandten Umgangsformen. Auch wirkte er sehr aristokratisch.

Seine Veröffentlichungen über Versuche über Restspannung nach Überschreiten des elastischen Bereiches bei Kerben sowie über neuartige Versuche mit Stahlstäben ohne und mit Exzentrizitäten weit über die Stabilitätsgrenze hinaus bis zu sehr großen Ausbiegungen haben fundamentalen Charakter. Von überragender Bedeutung waren seine Untersuchungen über das Kippen einfach symmetrischer Profilträger, das Kippen von Rahmenecken, die mittragende Breite von Plattenbalken sowie die Untersuchungen über das Beulen von Platten und Zylindern.

Chwalla war führend beteiligt an den Vorarbeiten zu der deutschen Stahlbaunorm DIN 4114 – Brückenbau, Hochbau, Kranbau – in Zusammenarbeit mit Prof. Gehler, Dresden, die bis in die Kriegsjahre dauerte. Der letzte Obmann dieses Normenausschusses, Prof. Klöppel, Darmstadt, bescheinigte Chwalla, dass der letzte und einstimmig angenommene Entwurf zu DIN 4114 der unerreichten Meisterschaft Chwallas zu verdanken ist.
Chwalla hatte die besondere Fähigkeit, die theoretisch gewonnenen exakten Problemlösungen in gewissen Bereichen durch Vereinfachungen der Praxis zugänglicher zu machen.

Nach Kriegsende wirkte Chwalla als Honorardozent für Stahlbeton an der Hochschule für Bodenkultur in Wien. Im Jahre 1955 wurde er an die für ihn geschaffene Lehrkanzel für Baustatik an der Technischen Hochschule Graz berufen.
Anlässlich seiner Ehrenpromotion an der Universität Berlin-Charlottenburg im Jahre 1953 hielt er eine, gerade durch ihre Bescheidenheit, imponierende und dem Gedenken an die deutsche Technische Hochschule in Brünn in ergreifender Weise gewidmete Ansprache.

Professor Chwalla erlag am 1.Juni 1960 in Graz einem Herzschlag.

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