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Chwallatitz

Tschechischer Name: Chvalatice

Fläche: 1.438 (1921), 1.202 ha (1930)

Einwohner 1910: 532 in 98 Häusern (479 deutsch), 1930: 382 in 99 Häusern (337 deutsch), 1961: 264 in 66 Häusern.

heutiger Verwaltungsbezirk: Znojmo (Znaim)

Matriken: seit 1785, davor seit 1751 bei Vöttau (Bítov)

Lage:

Chwallatitz liegt 440 m über dem Meer an der heute dort aufgestauten Thaya (Dyje). Nachbarorte sind Vöttau (Bítov) im Südwesten und Schröffelsdorf (Zálesí) im Nordosten.

Geschichte:

Eine Urkunde von 1497 nennt ein „Chwalaticz“ zum ersten Mal. 1513 erscheint der Ort als „Chwaletycz“ oder „Kwallatitz“. Der Ort war viele Jahrhunderte hindurch Bestandteil der Herrschaft Vöttau (Bítov) und teilte deren Geschichte.

1786 wurde in der Nähe von Chwallatiz die Siedlung Schröffelsdorf (Zálesí) gegründet.

Ein Großfeuer von 1811 vernichtete das Dorf und viele Urkunden weitgehend.

Schröffelsdorf (Zálesí) wurde 1924 als selbständige Gemeinde abgetrennt. Es war eine jener wenigen Ortschaften, wo sich die sprachliche Zusammensetzung der Einwohner aufgrund des vermehrten Zuzuges tschechischer Bewohner während der ersten Tschechoslowakischen Republik umgekehrt hatte.

Dennoch wurde es gemeinsam mit Chwallatitz im Zuge des Münchner Abkommens dem nationalsozialistischen Deutschen Reich und dem „Reichsgau Niederdonau“ zugeschlagen.
Durch die neu geschaffene Verwaltung der Nationalsozialisten war Chwallatitz von 1939 bis 1945 zusammen mit Schröffelsdorf (Zálesí) und Vöttau-Schloss (Hrad Bítov) zur Gemeinde „Waldsee an der Thaya“ zusammengeschlossen. Der Name Waldsee wurde vom nahen Stausee in Frain (Vranov) hergeleitet.

Vertreibung 1945/46:
Im Mai 1945 begannen Übergriffe auf die deutsche Bevölkerung durch tschechische „Partisanen“ (Revolutionsgardisten). Einige von diesen aufgehetzte ortsansässige Tschechen verhielten sich ebenfalls feindselig gegenüber der deutschsprachigen Bevölkerung, deren Häuser geplündert wurden. Die Nachkriegsexzesse forderten vier Todesopfer (drei Frauen nahmen sich das Leben, ein Mann erlag seinen Verletzungen, die er durch Misshandlungen erlitten hatte).
Die deutschen Einwohner wurden danach vertrieben.
Von den Vertriebenen fanden 21 Familien eine Bleibe in Österreich, während die restlichen 76 Familien sich in Deutschland (Hessen, Bayern, Baden-Württemberg, Saarland, Rheinland) niederlassen mussten. Eine Person wanderte nach Kanada, eine nach Südamerika und drei nach Australien aus.

Wirtschaft und Infrastruktur:

Landwirtschaft: Getreide, Erbsen, Mohn und Klee. Ca. die Hälfte des Gemeindegebietes waren Ackerfläche, die andere Hälfte Wald. Der Rest entfiel auf Wiesen bzw. Weiden und Gärten. Um 1900 wurden 611 Rinder gehalten.

Gewerbe: Kleingewerbe (Gasthäuser, Handels- und Handwerksbetriebe).

Einrichtungen: Volksschule (eine Klasse, 1785, durch Brand von 1811 zerstört), Lagerhaus- und Landwirtschaftsgenossenschaft (1924 bzw. 1920), Spar- und Darlehenskasse (1912).

Kulturerbe:

Pfarrkirche zum Hl. Kreuz: 1750 anstelle einer alten Kapelle erbaut. Turm aus 1770. Altarbild von Josef Winterhalter II.

Pfarrhof: 1786 ursprünglich erbaut, 1811 zerstört durch Brand, 1825 Neubau.

Siegel:
Obwohl eine Mitteilung von 1905 als Siegelfigur einen Schwan mit ausgebreiteten Flügeln nennt, zeigt eine zur gleichen Zeit entstandene Abbildung eines Rundsiegels innerhalb der Umschrift „SIGIL:ORT:KVALLATITZ“ über einem Netz stehend zwei zueinander gekehrte Reiher mit verschlungenen Hälsen, darüber zwei Blatt-Ornamente und eine Blüte. Über die Zeit der Entstehung dieses Siegels ist Näheres nicht bekannt.

heimatkundliche Literatur:

Leinberger, Hermann: Mein Chwallatitz, o.J.

Genealogie:

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