Gerstenfeld
Tschechischer Name: Ječmeniště
Fläche: 135 ha
Einwohner 1910: 264 in 46 Häusern (alle dt.), 1930: 273 in 57 Häusern (259 dt.), 1961: verödet.
heutige Gemeindezugehörigkeit: Vrbovec (Urbau)
heutiger Verwaltungsbezirk: Znojmo (Znaim)
Matriken: seit 1710 bei Klein Tajax (Dyjákovičky).
Lage:
Gerstenfeld lag in hügeliger Umgebung (Schatz- und Lampelberg) in 216 m Seehöhe fast direkt an der tschechisch-österreichischen Grenze. Der nächste Ort ist die Ansiedlung Gnast (Hnízdo) im Norden die heute zur Gemeinde Vrbovec (Urbau) zählt.
Geschichte:
Der Ort ist eine Gründung aus dem Jahr 1787 an der Straße Klein Tajax (Dyjákovičky) nach Seefeld (NÖ) auf dem Gut des Klein-Tajaxer Meierhofes, direkt an der damaligen Landes- und späteren Staatsgrenze (ab 1918/19).
Nach der Auflösung des Klosters Bruck 1784 wurde unter Anweisung Kaiser Josephs II. die Fläche des aufgelösten Meierhofes neuen Siedlern zugewiesen und unter der Leitung des Beamten Gerstner auf 24 Häuserstellen aufgeteilt. Von ihm leitet sich der Name Gerstenfeld ab.
Die Siedler mussten jährlich 30 Gulden zahlen.
1849 fiel eine gesamte Häuserreihe einem Großbrand zum Opfer. 1834, 1854 und 1888 kam es zu Überschwemmungen, bei denen Brücken über den Schatzgraben weggerissen wurden. 1833 und 1866 kam es jeweils zu einer Choleraepidemie, die einige Opfer aus dem Ort forderten.
Die Gerstenfelder hatten im Ersten Weltkrieg 15 Gefallene und im Zweiten Weltkrieg 27 Gefallene zu beklagen.
Das Dorf Gerstenfeld existiert heute nicht mehr. Kurz vor der Vertreibung der deutschen Bevölkerung gab es im Ort 64 Hausnummern. Danach lag Gerstenfeld im Grenzsperrgebiet, wo es verödete, bis die Reste schließlich 1959 demontiert wurden. Der Kirchenturm wurde abgetragen und die Kapelle zu einem Geräteschuppen umfunktioniert. Sie ist neben dem Finanzhaus, welches nach 1945 als Station für Grenzsoldaten diente, das einzige Gebäude, welches vom alten Gerstenfeld heute noch erhalten ist. Das Finanzgebäude beherbergt heute eine Pension und Jausenstation und die Verwaltung einer umliegenden Hirschfarm.
Vertreibung der deutschen Bevölkerung 1945/46:
Bald nach der Ankunft der sowjetischen Truppen am 8. Mai 1945 kamen tschechische Revolutionsgardisten in den Ort und begannen Höfe zu besetzen, die deutschen Einwohner zu misshandeln und zu verhaften. Aufgrund der Nähe zur österreichischen Grenze flohen viele nach Österreich. Ein Teil der Keller des Ortes lag auf österreichischem Gebiet. So gelang es manchen, Lebensmittel und Geräte vor dem Zugriff der Plünderer zu verstecken. die noch verbliebenen 142 Personen wurden 1946 nach Westdeutschland zwangsweise ausgesiedelt.
Wirtschaft und Infrastruktur:
Landwirtschaft: Anbau von Getreide, Kartoffeln, Rüben, Mais und Hülsenfrüchten. Auch der Weinbau spielte eine wichtige Rolle.
Gewerbe: zwei Gasthäuser, Greissler, Schmied und Schuhmacher.
Einrichtungen: Volksschule (eine Klasse, 1821, Umbau 1895, 1938 ins Finanzhaus verlegt), Kindergarten (nach Verlegung der Schule in altem Schulgebäude), Finanzwache (1924), Armenhaus (vier Räume), Milchgenossenschaftshaus (1925).
Kulturerbe:
Kapelle Mariahilf: 1891 errichtet, eingepfarrt bei Klein Tajax (Dyjákovičky).
Ruine Lampelberg: Reste einer kleinen Burganlage auf dem Lampelberg.
heimatkundliche Literatur:
Kornherr, Vinzenz/Land, Konrad: Heimatbuch der Gemeinde Gerstenfeld 1787-1945, 1978.
Weblinks:
- www.jecmeniste.cz Offizielle Seite der Hirschfarm und Pension (deutsch)
- www.zanikleobce.cz Historische und aktuelle Aufnahmen von Gerstenfeld.
Genealogie: Kontaktformular
Blum, Robert: https://blum.familyds.com
Matriken: https://www.mza.cz/actapublica/matrika/
Volkszählung 1921: https://www.mza.cz/scitacioperaty/digisada/search
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