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Joslowitz

Tschechischer Name: Jaroslavice

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Wappen

Straßenansicht in Joslowitz

Schloss Joslowitz

Tor des Schlosses Joslowitz

Rathaus von Joslowitz

Fläche: 1.666 ha

Einwohner 1910: 2.408 in 473 Häusern (2.398 deutsche Ew.), 1930: 2.598 in 571 Häusern (2.321 deutsche Ew.), 2010: 1.285.

heutiger Verwaltungsbezirk: Znojmo (Znaim)

Matriken: seit 1729

Lage:
Joslowitz liegt ca. 2 km nördlich der tschechisch-österreichischen Staatsgrenze auf 189 m Höhe. Nachbarorte sind Erdberg (Hrádek) im Nordosten, Zwingendorf im Süden jenseits der Grenze und Zulb (Slup) im Nordwesten. Im Norden von Joslowitz liegt der Fischteich Zámecký rybník (Schlossteich) der von einem, von der Thaya abgeleiteten, Kanal gespeist wird.

Geschichte:

Die erste gesicherte urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1249 als Ottokar II. den Znaimer Burggrafen Boček von Jaroslavice und Zbraslav mit der Herrschaft belehnte. Der König verlieh Boček auch den Titel eines Grafen von Pernegg. In dessen Familie blieb der Besitz bis 1312, als die Herrschaft an Heinrich von Leipa (Lipa) kam. 1363 wurde eine Burg mit Dorf genannt.

1535 bestätigte der spätere Kaiser Ferdinand I. als böhmischer König dem Ort das bereits 1516 verliehene Marktrecht. Im Jahr 1609 kam die Herrschaft an Wolf Dietrich von Althan. Im Dreißigjährigen Krieg wurde Joslowitz von schwedischen Truppen geplündert. 1680 wurden die Herrschaften von Frain (Vranov) und Joslowitz vereinigt. 1749 wurde fast der ganze Ort durch Brand vernichtet.

1825 wurde ein Schulgebäude errichtet und 1870 bekommt Joslowitz einen eigenen Bahnhof an der Strecke Znaim-Lundenburg. 1851 wurde der erste Wochenmarkt abgehalten.
Im Laufe des 19. Jh. forderte die Cholera dreimal mehrere Opfer aus dem Ort (1832, 1856 und 1866).

Um 1850 entstand der Bezirk Znaim (Znojmo zu welchem Joslowitz gehörte. Joslowitz war neben Frain (Vranov) und Mährisch-Budwitz (Moravské Budějovice) Sitz des Bezirksgerichtes.

Im Abstand von elf Jahren vernichteten zwei Großbrände (1872 und 1883) große Teile von Joslowitz. Wie in vielen anderen Orten, wo ebenfalls aufgrund der üblichen Strohdächer Brände vermehrt auftraten, wurde als Reaktion darauf auch in Joslowitz eine Freiwillige Feuerwehr gegründet und das Decken mit Dachziegeln verbreiteter.

Der Erste Weltkrieg kostete 63 Soldaten aus Joslowitz das Leben.

1920 wurde vom tschechoslowakischen Staat eine tschechische Schule im Ort gegründet. Steueramt, Post und Bezirksgericht bekamen tschechische Leiter. Im Zuge der Spannungen zwischen dem Staat und der deutschen Bevölkerung kam es in Joslowitz zu Zwischenfällen. So wurde 1935, während einem der Höhepunkte der Zuspitzung, die tschechoslowakische Flagge vom Musterungsgebäude gerissen woraufhin der deutschnationale Turnverein verboten wurde. Im Vorfeld kam es immer wieder zu gegenseitigen Provokationen zwischen diesem und dem tschechischnationalen Sokol.

Die Nationalsozialisten bildeten 1939 aus den an das Reich angegliederten, deutschsprachigen Gemeinden der vormaligen Bezirke Znaim (Znojmo), Mährisch-Kromau (Moravský Krumlov) und Mährisch-Budwitz (Moravské Budějovice) den Kreis Znaim, zu dem Joslowitz bis zum Ende von Diktatur und Krieg 1945 gehörte.

Im Zweiten Weltkrieg fielen 186 Joslowitzer.

Vertreibung der deutschen Bevölkerung 1945:
Nach der Besetzung des Ortes durch Sowjets am 5. Mai 1945 kamen tschechische Milizen in den Ort, verhafteten NS-Repräsentanten und Kollaborateure und begannen mit Vertreibungsaktionen gegen die Bevölkerung. Die Inhaftierten wurden in den Lagern Znaim (Znojmo) und Mährisch Budwitz (Moravské Budějovice) zu Zwangsarbeiten herangezogen. Insgesamt gab es während bzw. durch diese Aktionen 10 oder 11 Todesopfer. Viele Joslowitzer flohen vor den einsetzenden Gewaltaktionen oder wurden über die nahe Grenze nach Österreich vertrieben. Nur 82 deutsche Einwohner blieben im Ort zurück. Zwischen Sommer und Herbst 1946 kam es zur Zwangsaussiedlung der restlichen Deutschen aus der Ortschaft. Sie mussten in Znaim (Znojmo) eine Woche ohne Nahrungszuteilungen aushalten bis sie per Bahn nach Deutschland transportiert wurden. Auch ein großer Teil der in Österreich befindlichen Joslowitzer wurde nach Westdeutschland abgeschoben.

Nach 1945 wurde nahe der Grenze beim niederösterreichischen Zwingendorf eine Gedenkstätte errichtet. Heute kann man, ausgehend von dieser Gedenkstätte, nach Joslowitz auf einem Fahrweg (Feldweg) über den „Europaplatz“ auf der Grenzlinie hinüber wandern.

Wirtschaft und Infrastruktur:

Landwirtschaft: Die große Gemeindefläche beinhaltete 1.345 ha Ackerland. Darauf wurden vorwiegend Getreide, Mais, Raps, Hirse, Mohn, Zuckerrüben, Kartoffeln und Gemüse angebaut. Der Weinbau spielte mit 84 ha ebenfalls eine große Rolle. Auch heute wird in den Fluren nordwestlich und südlich von Joslowitz Wein angebaut. Eine Kellergasse im westlichen Ortsteil zeugt von der Bedeutung des Weinbaus. Außerdem besaß die Gemeinde 80 ha Wald.

Gewerbe: zwei Mühlen, drei Ziegeleien, Zementwarenfabrik, florierendes Kleingewerbe.

Einrichtungen Gemeindeamt, Gemeindekrankenhaus (1904), Sparkasse/Gemeindesparkasse (1874/1900), Bezirksgericht, Steueramt, Rechtsanwälte, Notariat, Volksschule (1829, bis 1889 erweitert, 1898 Schulneubau als „Kaiser Franz Josef-Jubiläumsschule“), Bürgerschule (1898), Gewerbeschule (1903/04), Kindergarten (ab 1918), Distrikatarzt, Zahnarzt, Heimatmuseum, Zollhaus (1936/37), Bahnhof gemeinsam mit Possitz (Božice)
E-Werk (1913, ab 1920 an Westmährische AG angeschlossen), Milch- und Lagerhausgenossenschaft (1911), Freiw. Feuerwehr (1886), Artesischer Brunnen (1902).

Kulturerbe:

Pfarrkirche St. Ägidius: Einheitlich spätrokoko-frühklassizistischer Bau aus 1788/92. Weiträumiges spiegelgewölbtes Langhaus, halbkreisförmig geschlossener Chor; Westturm; Einrichtung aus der Bauzeit; drei Altarbilder von Johann Höfel 1805/19; Bildhauerarbeiten von Andreas Schweigel; Aufgang zur Kirche mit klassizistischem Tor um 1790.

Schloss: Der heutige Schlossbau geht auf die schon um 1250 genannte Burg zurück, die im letzten Viertel des 16. Jahrhunderts einen Renaissanceumbau erhielt und 1680 ausgebaut wurde: Vierflügelbau um großen rechteckigen Laubenhof. Der letzte Ausbau erfolgte 1730/1736 durch Joseph Emanuel Fischer v. Erlach. An der Südfront Turm mit Walmdach und Umgang auf Kragsteinen, hoher Laubengang; in den Zimmern reicher Stuck; im Ostflügel frühklassizistisch umgebaute Zimmer; auf Leinwand gemalte mythologische Szenen in Medaillons, Rankenwerk und Friese; ein Zimmer neugotisch; in der Schlosskapelle Deckenfresko von Franz Anton Maulpertsch, reicher Hochaltar, Kanzel und Betstühle um 1680; im Schlosshof Brunnen mit puttenverzierter Schale, Joh.-v.-Nepomuk-Säule im Schlosshof und im Park.

Mariensäule am Marktplatz (1750).

Dreifaltigkeitssäule (1736).

Skulpturen: Heiligenstatuen Donatus (1736), Antonius (1735), Florian (1700), zahlreiche Kreuze und Marterln (z.B. „Rotes Kreuz“ und „Mariandl-Molter“ beim Schloss).

Rathaus (1884-1889).

 

Persönlichkeiten:

  • Hans Mannsbarth (*27.Januar 1897 Joslowitz; †30.August 1978 Obernzell an der Donau), Maler.
  • Johann Michael von Althann: (*8.10.1679 Joslowitz; †26.03.1722 Wien), Günstling von Kaiser Karl VI., spanische Partei, hatte einen großen Einfluss am Wiener Hof.
  • Hans Frei (*1862 Joslowitz; †?), Opernsänger
  • Manfred Frey: (*1940 Joslowitz), Vizepräsident der Österreichischen Nationalbank.

 

heimatkundliche Literatur:

  • Wittek, Gusti: Erinnerungen an Joslowitz. 1968
  • Markel, Josef/Lederer, Hermann/Frei H. u.a.: Marktgemeinde Joslowitz. 1976
  • Mlejnek, Emil: Ortsgeschichte Joslowitz. 1980
  • Böhm, Hans: Joslowitz. Geschichte eines Dorfes im Wandel der Zeit. 1999
  • Wittek, Karl: Ortschronik Joslowitz. o.J.
  • Wittek, Karl: Geschichte der Herrschaft und des Schlosses Joslowitz. o.J.

 

Weblinks:

 

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