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Liliendorf

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Tschechischer Name: Lesná u Znojma

Fläche: 279 Joch

Einwohner 1910: 373 in 88 Häusern (370 dt. Ew.) 1930: 360 in 87 Häusern (255 dt. Ew.), 2010: 253.

heutiger Verwaltungsbezirk: Znojmo (Znaim)

Matriken: seit 1785 bei Ober-Fröschau (Horní Břečkov).

Lage:

Liliendorf liegt in 463 m ü. M. an der Straße zwischen Znaim (Znojmo) im Osten und Frain (Vranov) im Westen. Der Ort ist als Längsangerdorf angelegt. Direkt benachbart sind die Orte Edenthurn (Vracovice) im Osten, Ober-Fröschau (Horní Břečkov) im Südosten, Windschau (Onšov) im Westen und Schönwald (Šumná) im Norden.

Geschichte:

Das Dorf ist eine neuere Gründung. Es wurde vom Gutsbesitzer der Frainer Herrschaft, Josef Hillgartner (Ritter von Lilienborn, Rechtsgelehrter aus Prag), 1794 gegründet und nach ihm benannt. Er verkaufte gerodete Waldflächen an neue Siedler (die von Robotleistung befreit wurden), um die verschuldete Herrschaft zu sanieren. Dadurch und auch durch das örtliche Sägewerk erfuhr Liliendorf einen ungeahnten Aufschwung. 1798 wurden 82 Hausinhaber im Grundbuch genannt.
Die Gemeindefläche war nicht sehr groß. Sie betrug insgesamt nur 279 Joch.

1805 und 1809 plünderten französische Truppen den Ort, 1866 wurden über 1.000 preußische Soldaten einquartiert.

Der Erste Weltkrieg forderte vier Opfer aus dem Ort, der Zweite zehn.
Im Mai 1945 fanden im Ort Kampfhandlungen statt.

Am 20. Juni 1945 wurden sämtliche deutsche Einwohner von Liliendorf mit maximal 20 kg Gepäck über die Grenze nach Österreich vertrieben.
Vorher wurden elf Personen von tschechischen „Revolutionsgardisten“ verhaftet und misshandelt, wobei eine Frau ums Leben kam.

Ein Gedenkstein in Hardegg erinnert neben den Vetreibungen aus anderen Orten auch an jene aus Liliendorf.
Am 17. Oktober 1993 wurde anlässlich des 125jährigen Jubiläums der Kirche eine Messe in tschechischer und deutscher Sprache mit den Priestern Jozef Hudec und Johann Schlosser gehalten.

Wirtschaft und Infrastruktur:

Landwirtschaft: Von den nur 146 ha, die um 1900 die Gemeindefläche ausmachten, waren 124 ha Ackerland auf welchem Getreide und Gemüse angebaut wurde. 4,4 ha waren Waldgebiet.

Gewerbe: Gasthäuser, Gemischtwarengeschäfte, Bäckereien, Windmühle (1862), Wagnereien, Sattlereien, Sägewerk, Huf- und Wagenschmied, Schuhmacher, Kohlenhändler, Fleischerei, Schlosserei, Dachdecker, Trafik, Postamt, Tankstelle, Tischlereien, Gendarmerie, Maurer, Tischler.

Die Mühle: Die Windmühle wurde unter Anleitung des Maurers Franz Czerny aus Liliendorf (damals Hausnummer 2) erbaut. Derselbe wirkte am Bau der Retzer Windmühle mit. Die Mühle in Liliendorf nahm 1862 ihren Betrieb auf. Der erste Müller hieß Johann Bergmann, war der Sohn des Retzer Müllers und hatte in Pulkau das Müllerhandwerk erlernt. Er heiratete die Tochter von Franz Czerny. Da später in der Umgebung Dampfmühlen aufkamen, wurde die Mühle schließlich 1907 stillgelegt.
Der jüngste Sohn, Heinrich Bergmann, räumte das Werk aus und machte daraus eine Wagnerwerkstätte. In den 1930er Jahren wurde die Wagnerei stillgelegt und Bergmann befasste sich nur mehr mit der Landwirtschaft. 1989 wurde in der ehemaligen Mühle ein Restaurant eingerichtet.

Einrichtungen: Volksschule (1851 erbaut), tschechischsprachige Schule (nach 1918), deutschsprachiger Kindergarten (1931), Gemeindebücherei (1931), Postamt (1891), Gendarmerie, Quellenbad mit Bassin und Badehaus (1913-1939), Elektrifizierung 1931, Spar- und Darlehensverein (1903), Freiwillige Feuerwehr (1904), Kinderschutz und Jugendfürsorge.

Liliendorf war ein Sommerfrischeort. Die Sommerfrischler kamen aus Znaim (Znojmo), Brünn (Brno) und Wien. Für die Gäste wurde ein Quellenbad errichtet. Dort gab es auch ein Wannenbad.

Kulturerbe:

Kapelle St. Therese aus 1867/68 mit Altarbild von Josef Dore; Orgel 1894.

Obelisk

Persönlichkeit:

  • August Reuß (*6. März 1871, +18. Juni 1935 in München), Musiker und Komponist.

heimatkundliche Literatur:

Mühlberger, Franz: Die Pfarre Ober-Fröschau, 1898.

Weblinks:

Genealogie:

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