Oberbaumgarten
Tschechischer Name: Horní Pěna
Fläche: 893 ha
Einwohner 1910: 461 in 81 Häusern (453 dt. Ew.), 1930: 409 in 86 Häusern (356 dt. Ew.), 2010: 598.
heutiger Verwaltungsbezirk: Jindřichův Hradec (Neuhaus)
Matriken: seit 1610.
Lage:
Das Straßendorf liegt 5 km südöstlich von Neuhaus (Jindřichův Hradec) auf einer Meereshöhe von 494 m.
Schöne Aussicht vom „Federbusch“ auf 540 m.
Geschichte:
Oberbaumgarten wurde 1359 erstmals urkundlich erwähnt. 1437 ist die Anlage eines Teiches nachgewiesen. 1658 wurde dem Ort von Adam Paul Slavata mit dem „Paumgartner Gericht“ eine eigene Gerichtsbarkeit verliehen. Ende des 18. Jh. wurde der Bau eines Schüttkastens durchgeführt, um den Notlagen durch Missernten vorzubeugen. Dieser wurde 1912 zu einem Wohnbau umgestaltet. 1816 wurde die Reichsstraße durch den Ort gebaut (1936 asphaltiert). Bis 1848 gehörte Oberbaumgarten zum Fideikommiss der Herrschaft Neuhaus. Neben den erwähnten Slavata waren davor die Neuhauser und danach die Czernin Herrscher über den Ort. 1897 richtete ein Orkan großen Schaden in Oberbaumgarten an.
Vertreibung der deutschsprachigen Bevölkerung 1945/46:
Am 30. Mai 1945 wurden die deutschen Ortsbewohner vertrieben. Einige wurden als Arbeitskräfte für die Viehbetreuung zurückbehalten. Ein Lehrer aus Oberbaumgarten wurde in Gatterschlag (Kačlehy) erschossen. Fünf Männer, die bereits in Österreich gewesen waren wurden nach Neuhaus verschleppt. Als sie zwei Monate später wieder zur Grenze geschickt worden sind, wurden drei von ihnen erschossen.
Wirtschaft und Infrastruktur:
Die meisten Oberbaumgartner waren in der Vieh- und Landwirtschaft tätig. Angebaut wurden neben Getreide auch Obst und Kartoffeln. Auch die Forstwirtschaft spielte aufgrund des Waldreichtums in der Region eine Rolle.
Gewerbe: Mühle und Dampfmolkerei, Kleingewerbe.
Schule: erstes Schulhaus 1754, Neubau 1855, 1879 erweitert, ab 1926 auch eine tschechische Klasse.
weitere Einrichtungen: Postamt, Raiffeisenhaus, Autobuslinie Neubistritz-Wien (1931) bzw. Prag (1932), Freiwillige Feuerwehr, Böhmerwaldbund, Molkereigenossenschaft, Spar- und Darlehenskassenverein.
Der Holzwehrteich umfasste ein Gebiet von 70 ha. mit Badebetrieb, an den Ufern Ferienhütten und Parkplatz.
Kulturerbe:
Pfarrkirche St. Michael: Vom gotischen Bau ist noch der kreuzrippengewölbte Chor mit Fünfachtel-Schluss (14. Jh.) und die nördliche kreuzrippengewölbte Sakristei erhalten. Bemerkenswert im Langhaus ist die netzrippengewölbte Orgelempore (15. Jh.), durch welche die Decke in acht dreieckige und fünf viereckige Flachen geteilt wird ähnlich einer Gewölbekonstruktion in der Niklaskapelle des Minoritenklosters in Neuhaus. Umbau im 17. Jh. mit Stichkappentonnengewölbe und Erweiterung durch Anbau eines Seitenschiffes an der Evangelienseite (Heiligkreuzkapelle) mit Kreuzrippengewölbe. Im Mittelschiff Laub- und Bandlwerkstuck 1. Hälfte 18. Jh. Der barocke Hauptaltar des hl. Michael wurde 1671 anstelle eines kleineren älteren errichtet. An den Seiten des von Johann Josef Neumann nach älterer Vorlage gemalten Bildes des hl. Michael stehen Statuen des hl. Wenzel und des hl. Veit sowie zwei große Engelsfiguren, die an die Statuen des Michaelaltares in Kloster erinnern. Neumann hat auch den Altar erneuert. Das Tabernakel stammt von Thomas Novotny (1820). Der Heiligkreuzaltar aus 1711 wurde 1894 durch einen neuen von Mathias Neubauer ersetzt. Anstelle eines Bildes kam ein geschnitzter Gekreuzigter von Ferdinand Stufleser. Der Altar der schmerzensreichen Mutter Gottes und der Altar des hl. Nepomuk aus dem Jahr 1769 wurden 1894 durch neue Altäre von Mathias Neubauer mit Statuen der Maria von Lourdes, des hl. Josef, der hl. Anna und des hl. Johannes von Nepomuk und mit Statuen der hl. Katharina und des hl. Florian von Ferdinand Stufleser ersetzt. Kanzel aus 1759. Die alte aus dem Jahr 1734 stammende Orgel wurde durch eine neue von Mathias Miksch aus Brünn ersetzt, von Karl Schiffner 1887 restauriert. Gotisches Weihbrunnbecken mit spätromanischen Anklängen um 1300. Taufkessel 17. Jh. Die Heiligkreuzkapelle wurde 1863 von Ed. Neumann aus Königseck ausgemalt und alte Fresken wurden restauriert. Westturm mit gotischem Spitzbogentor und barockem Helm aus 17. Jh. Von den vier Glocken wurde die größte 1654 von Thomas Gleixner in Iglau gegossen. Die zweite wurde 1761 von Veit Dietrich aus Prag-Neustadt umgegossen. Die dritte goss Christof Scherb in Prag 1605, die Marienglocke ließ Petrus Macarius 1680 gießen.
Nepomukstatue, Pestsäule (1720) und einige Kreuze.
Persönlichkeiten:
- Walter Glaser (* 31. Juli 1906; †3. Februar 1960 Wien), theoretischer Physiker und international anerkannter Experte auf dem Gebiet der Elektronenoptik und Elektronenmikroskopie.
- Franz Riebel (*18. Juli 1857; †22. Februar 1951 Wien), Professor an der Hochschule für Bodenkultur, bedeutender Fachschriftsteller, Konstrukteur des Patentkreisrechenschiebers für Geodäten und Forstingenieure.
heimatkundliche Literatur:
Oesterreicher, Maria: Das Dorf Oberbaumgarten in Südböhmen, 1990.
Weblinks:
- www.hornipena.cz Offizielle Seite in tschechischer Sprache.
- de.wikipedia.org Beschreibung auf Wikipedia.org
Genealogie:
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