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Pratsch

Tschechischer Name: Práče

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Kirche von Pratsch

Ansicht von Pratsch

Bild der Kapelle und des Denkmals von Pratsch

Fläche: 721 ha

Einwohner 1910: 445 in 98 Häusern (443 dt. Ew.), 1930: 527 in 124 Häusern (509 dt. Ew.), 2010: 829.

heutiger Verwaltungsbezirk: Znojmo (Znaim).

Matriken: seit 1916, davor ab 1652 bei Proßmeritz (Prosiměřice).

Lage:

Pratsch (Práče) liegt auf 205 Metern und ist als Breitangerdorf angelegt. Nachbarorte sind Lechwitz (Lechovice) im Osten, Hödnitz (Hodonice) im Süden, Panditz (Bantice) im Westen, Proßmeritz (Prosiměřice) und Teßwitz (Stošíkovice na Louce) im Norden.

Geschichte:

Durch den archäologischen Fund eines ca. 4.000 Jahre alten Hockergrabes in der „Lehmstetten“ ist eine neolithische Besiedlung nachgewiesen.

Pratsch wurde 1190 erstmals mit einer „Hube“ in der Gründungsurkunde des Brucker Stiftes erwähnt, als es aus landesfürstlichem Besitz an das Kloster kam.

Ein Znaimer Adeliger übernahm 1344 die Herrschaft bevor Pratsch an das Augustinerkloster in Brünn (Brno) überging. Wieder bei Bruck wurde Pratsch 1531 mit Teßwitz (Stošíkovice) an die Herrschaft Grusbach (Hrušovany) abgetreten und 1560 weiterverkauft.

Der Dreißigjährige Krieg schädigte den Ort und dessen Bewohner. Um 1620 lebten nur 135 Einwohner in 40 Häusern. Der auf Seiten der protestantischen Stände stehende Besitzer des Ortes, Wilhelm von Lupa, wurde von Kaiser Ferdinand II. enteignet. Die Reste von Erdställen werden heute als Reste aus der Zeit der schwedischen Besetzung um 1645 interpretiert.
1699 wurde Pratsch von Margaretha von Liechtenstein erworben.

1831 wurde die Bevölkerung von Cholera und Ruhr dezimiert.
1866 fiel ein Pratscher in der Schlacht bei Königgrätz. Die österreichische Armee zog sich nach Wien zurück und die Pratscher flüchteten mit beladenen Wagen in den Burgholzwald. Die preußische Armee besetzte schließlich nach längeren Überlegungen doch den Ort. Dabei kam es zu keinen Plünderungen, allerdings wurde die Cholera eingeschleppt und rund hundert Pratscher starben an der Seuche.

Im Ersten Weltkrieg fielen 13 Pratscher, im Zweiten hatte man 34 Gefallene und Vermisste zu beklagen.
Während des nationalsozialistischen „Dritten Reiches“ wurde Pratsch statt durch den alten Bezirk Znaim (Znojmo) durch den neuen gleichnamigen Kreis verwaltet.

Am 7. Mai 1945 wurde der Ort bombardiert und einen Tag später von russischen Truppen besetzt. Es folgten Plünderungen und Vergewaltigungen.

Vertreibung 1945/1946:
Nach Ende des Krieges trafen tschechische „Revolutions-Gardisten“ in Pratsch ein. Diese verhängten Ausgangssperren. Eine Frau wurde schwer misshandelt, weil sie den Aufenthaltsort ihres gesuchten Mannes nicht verraten hatte. Viele Einwohner flüchteten über die nahe Grenze nach Österreich, andere wurden zur Zwangsarbeit verschleppt. 1946 wurden die restlichen Einwohner von Pratsch in fünf Transporten nach Deutschland gebracht. Fünf Familien konnten in Österreich bleiben.

Wirtschaft und Infrastruktur:

Landwirtschaft: Angebaut wurden um 1900 auf 652 Hektar Getreide und Gemüse. Der Weinbau spielte eine eher untergeordnete Rolle. Die Landwirte hielten verhältnismäßig viele Rinder (ca. 350).

Gewerbe: Schmied, Schlosser, Sattler, Wagner, Tischler, Schneider, Schuster.

Einrichtungen: Gemeindebücherei, Poststelle des Postamtes Lechwitz (Lechovice), Kindergarten, Feuerwehrgerätehaus (1920), Armenhaus, Elektrifizierung (1928), Omnibuslinie (1930); Freiwillige Feuerwehr (1900), Raiffeisenkasse (1919).

Schule: Schulgebäude 1898, Umbau 1930 (zwei Klassen mit Turnsaal); davor Schule seit 1790, Neubau 1860 (später Pfarrhaus).

Wappen und Siegel:

Das Wappen wurde zum ersten Mal 1880 erwähnt, wobei das Siegelbild in Farben gesetzt wurde: Schräggeteiltes Schild, Rot und Gold, oben eine naturfarbenes Spatenblatt (silbern) unten eine grüne Weintraube.

Kulturerbe:

Pfarrkirche zur „Unbefleckten Empfängnis Mariae“: 1905 erbaut, 1934 vergrößert.

„Wiener Marter“: ca. 6 m hoher gotischer Bildstock aus dem 14. Jh., steht heute im Hof des Znaimer Museums.

Bildstöcke, Marterl, Kreuze: Marterl auf der Straße nach Proßmeritz (Prosiměřice), Steinfeldkreuz (1826), Bildstock „Vierzehn Nothelfer“ am Erdbergweg.

 

Persönlichkeit:

  • Karl Seethaler (*31. August 1898, +5. April 1963 Long Beach in Kalifornien/USA), Landschaftsmaler und Bildhauer

 

heimatkundliche Literatur:

  • Gregor, Gustav: Dorfbuch der Gemeinde Pratsch, 1958.
  • Weiß, Klemens: Pratsch, 1992.

 

Weblinks:

 

Genealogie: Kontaktformular

 

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