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Schaffa

Einweihung des Heimatdenkmales der Vertriebenen aus Schaffa

Judengasse

Hauptstraße

Jahrmarkt in Schaffa

Pfarrkirche des hl. Bartholomäus

Gemeindegasthaus und Pfarrkirche des hl. Bartholomäus

Tschechischer Name: Šafov

Fläche: 996 ha

Einwohner 1910: 798 in 239 Häusern (772 dt. Ew.), 1930: 772 in 214 Häusern (441 dt. Ew.), 2010: 163.

heutiger Verwaltungsbezirk: Znojmo (Znaim)

Matriken: seit 1740.

Lage:

Schaffa liegt auf 439 Metern Meereshöhe und ist als Längsangerdorf angelegt. Benachbarte Orte sind Alt_Petrein (Starý Petřín) und Neu_Petrein (Nový Petřín) im Norden bzw. Nordwesten sowie Stallek_(Znaim) (Stálky) im Westen. Jenseits der nahe gelegenen Staatsgrenze liegt Riegersburg im Südosten und Langau im Süden.

Geschichte:

1323 urkundlich mit „Schephov“ erstmals als Teil der Herrschaft Frain (Vranov) genannt. 1403 wurde eine Wallfahrtskapelle am Zornstein erwähnt. 1431 wurde Schaffa von den Hussiten besetzt. Bei der Eroberung durch die habsburgischen Heere ging der Ort in Flammen auf. Danach war er verödet bis er 1452 wieder neu besiedelt werden konnte.

1516 erscheint „Scheffaw“ wieder als Marktgemeinde, deren Rechte und Privilegien von Erzherzog Ferdinand I. mit Urkunde vom 16. Dezember 1540 erneut bestätigt und durch das Stadtrecht erweitert wurden. 1556 ließen sich erste Protestanten in der Stadt nieder und 1589 wurde die Pfarre lutherisch.

Während des Dreißigjährigen Krieges setzte 1631 die „Gegenreformation“ ein und der Ort wurde bei Schiltern (Štítary) eingepfarrt (nach 1733 wurde Schaffa eigenständige Pfarre). Bereits zwei Jahre zuvor war der Stadt von Kaiser Ferdinand II. ein weiterer Jahrmarkt gewährt worden. Der stadtähnliche Charakter hielt sich bis zu Zerstörung 1645 durch schwedische Truppen unter Torstensson im Jahr 1645. Schaffa verlor danach das Stadtrecht.

1670 ließen sich unter dem Schutz der Frainer Herrschaft unter Maximilian Graf von Starhemberg viele aus Niederösterreich vertriebene jüdische Familien nieder. Seither wurden bis 1919 die jüdische und die christliche Gemeinde getrennt verwaltet.
Die jüdische Gemeinde in Schaffa war durch Interventionen nicht von den Vertreibungen der Juden aus Böhmen und Mähren Mitte des 18. Jh. betroffen. Viele Familien dominierten damals den Handel mit Tuch, Leinen, Leder, Flachs und Wolle.

1742 brannte die Kirche ab. Sie wurde gemeinsam mit dem Pfarrhof 1745 nach Plänen von Joseph Emanuel Fischer von Erlach wieder errichtet.

Als 1833 die Bezirksstraße gebaut werden sollte, weigerte sich die Gemeinde neben einigen anderen Gemeinden einen finanziellen Beitrag zu leisten. Die Vertreter der Gemeinde wurden daraufhin eine Woche lang inhaftiert.
1866 lagerten preußische Truppen in Schaffa.

Durch den Eisenbahnbau Ende des 19. Jh. verlor der traditionelle Handel seine Bedeutung. Viele im Handel tätige jüdische Familien und andere Händler wanderten aus Schaffa ab, um im Umkreis nach besseren Geschäftsmöglichkeiten zu suchen.

Einer der Mitbegründer der Freiwilligen Feuerwehr in Schaffa von 1899 war Ludwig Kreisky, der Großvater des späteren österreichischen Bundeskanzlers Bruno Kreisky, der damals auch Lehrer an der jüdischen Schule in Schaffa gewesen war.

Der Erste Weltkrieg forderte 25 Opfer aus Schaffa.
Nachdem der Ort 1919 zur Tschechoslowakei gekommen war, wurden christliche und jüdische Gemeinde zusammengelegt. Durch den neuen Staat wurden in Schaffa ein Zollamt, Postamt und ein Gendarmerieposten eingerichtet, die mit tschechischen Beamten besetzt wurden. Für deren Kinder wurde im Ort eine tschechischsprachige Schule eingerichtet.

Nach der Angliederung an das Deutsche Reich 1938 und des damit verbundenen Machtwechsels im Ort zugunsten der Nationalsozialisten verließen viele Tschechen Schaffa. Von den jüdischen Familien flohen viele in die benachbarte Tschechoslowakei. Nach der Okkupation des übrigen tschechischen Gebietes durch die Nationalsozialisten und die Errichtung des „Protektorats Böhmen und Mähren“ im Jahr 1939 fielen viele von ihnen der NS-Verfolgung zum Opfer.

Im Zweiten Weltkrieg fielen 36 Soldaten aus Schaffa. Am 9. Mai 1945 erreichten die ersten sowjetischen Soldaten das Dorf.

Vertreibung der deutschen Bevölkerung von Schaffa 1945/46:
Im Zuge der Wiedererrichtung der Tschechischen Republik setzten drei Tage später Übergriffe durch „Revolutionsgardisten“ auf die deutsche Bevölkerung ein. Vier Männer aus Schaffa wurden dabei erschossen. Am 28. Mai wurden 15 Männer nach Znaim (Znojmo) gebracht, wo sie inhaftiert und misshandelt wurden. Das Hauptaugenmerk galt bei den Verhaftungen ehemaligen NSDAP-Repräsentanten und Kollaborateuren. Mitunter waren aber auch andere Personen darunter. Am 27. Juni wurden 430 Deutsche mit 15 kg Handgepäck aus dem Ort vertrieben. Vier Personen durften in Schaffa bleiben. Von den Vertriebenen konnten ca. 200 Personen in Österreich bleiben. Die anderen wurden 1946 nach Westdeutschland abgeschoben.

1987 wurde zwischen Langau und Riegersburg in Niederösterreich ein Gedenkstein errichtet, der an die Vertreibung der ehemaligen Schaffaer Einwohner erinnert.

2006 wurde zwischen Langau und Schaffa ein Grenzübergang für Fußgänger und Radfahrer eröffnet.

Der Verein „Euro-SoLa“ ließ 2006 ein Jugendgästehaus errichten und betreut auch den jüdischen Friedhof in Schaffa.

Wirtschaft und Infrastruktur:

Landwirtschaft: Angebaut wurden neben verschiedenen Getreidesorten auch Kartoffeln, Rüben und Wicken. Bis ins 19. Jahrhundert wurde auch Flachs angebaut, was aber durch die Entwicklung der Baumwollindustrie an Bedeutung verlor.

Gewerbe: zwei Ziegeleien, Mühle (später elektrifiziert), Kalkbrennerei, Uniformschneiderei, drei Hotels, Brunnenbauer, Fuhrunternehmen und florierendes Kleingewerbe.

Einrichtungen: Post- und Telegraphenamt, Badeanstalt in Gösing (bis 1918), Sportplatz, Verschönerungsverein (1866), Gesangsverein, Freiwillige Feuerwehr (1899), Spar- und Darlehensverein (1899).

Schulen: Nachdem schon 1673 ein Lehrer belegt ist gab es auch schon relativ früh eine Schule. Erst 1920 wurde sie zweiklassig. Daneben gab es die jüdische Schule, die 1780 gegründet und 1852 sowie 1869 zwei- bzw. dreiklassig erweitert worden war. Die tschechische Schule wurde 1920 für die Kinder der tschechischen Angestellten im Ort eingerichtet.

Wappen:

Die Marktgemeinde erhielt 1540 ein Wappen, welches Rot war mit einer mit Schießscharten versehenen silbernen Zinnenmauer mit offenem goldenen Flügeltor und goldenem Fallgitter. Über der Mauer ragen zwei silberne Zinnentürme mit je drei Fenster auf. Dazwischen steht aufrecht ein naturfarbener (schwarz-braun) Bär, der sich mit den Vorderpranken auf die Türme stützt.

Kulturerbe:

Pfarrkirche St. Bartholomäus: Die Kirche wurde anstelle einer 1499 genannten Kapelle 1735 erbaut; Teile aus dem 17. Jh.; Langhaus mit Tonnengewölbe; kreuzgewölbter Chor mit halbkreisgeschlossener Apsis; Hochaltar, zwei Seitenaltäre mit neuen Statuen, geschwungene Orgelempore; Gestühl aus der Bauzeit; Rokokokanzel Mitte 18. Jh.; Chorstühle Ende 17. Jh. Westturm mit Glocken aus 1768.

Synagoge 1785 erbaut, nach Brand 1822 erneuert.

Ortsanlage mit rechtwinklig angelegten Straßen und rechteckigen Platzen, von rechtwinkliger Mauer umgeben. Ehemals bestanden zwei Tore (Wiener Tor und Petreiner Tor); später geschleift.

Persönlichkeiten:

  • Wilhelm Löwy (*12. März 1850, +21. September 1924 Wien), Statistiker.
  • Albert Mandl (*18. April 1860,+8. Januar 1932 Wien), Schriftsteller und Lehrer.

heimatkundliche Literatur:

Gregor, Gustav: Geschichte der Marktgemeinde Schaffe, 1957.
Linsbauer, Andreas/Brandtner, Andreas Johannes: Schaffa, (1995).

Weblinks:

Genealogie:

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