Gustav Lindenthal
Gustav Lindenthal wurde am 21.Mai 1850 in Alt-Brünn geboren.
Lindenthal’s Vater war ein sehr geachteter Tischlermeister. Die Jugend Lindenthal’s in seinem Elternhaus war von dem politischen Ereignissen der Mitte des vorigen Jahrhunderts geprägt. Trotz dieser unruhigen Zeit erhielt er nicht nur eine sorgsame Schulbildung, sondern wurde auch von seinem Vater angehalten das Maurer- und Zimmermannshandwerk zu erlernen. Außerdem mußte er in der Ferienzeit in der Waniek-Maschinenfabrik als Volontär arbeiten. Diese reiche praktische Erfahrung kam ihm dann später beim Bau vieler großer Brücken zugute.
Als ältester Sohn einer kinderreichen Familie wurde es Lindenthal bald im Elternhaus zu eng. Kaum 20 Jahre alt, ging er heimlich nach Wien. Nach verschiedenen Versuchen begann er seine technische Laufbahn als Ingenieur bei der Elisabethbahn. In den Jahren 1872 und 1873 war er bei der Union-Baugesellschaft beim Bau der Drahtseilbahn auf dem Leopoldsberg maßgeblich beteiligt. Später verließ er seine Heimat und so wurden München und die Schweiz längere Zwischenstationen für ihn. Überall dort wo neue Bahnen im Entstehen waren fand man auch Lindenthal. Ende 1874 wanderte er nach Amerika aus. Hier mußte er, wie fast alle Auswanderer, hart arbeiten um sich ein Leben aufzubauen. Lindenthal mußte sich erst zwei Jahre als einfacher Steinarbeiter durchschlagen.
Das Jahr 1877 ist eigentlich das Jahr, in welchem Lindenthal zu seinem Beruf als Brückenbauer kam. Seine erste Brücke war eine Holzbrücke auf dem Ausstellungsgelände (Jahrhundertausstellung) in Philadelphia. Nun folgte eine nach der anderen, Chicago, Pittsburgh, Niagara-Fälle (erste Hängebrücke), Pennsylvanien, Ohio, West-Virginia, Illinois, Indiana und New York waren die Stationen seiner Arbeit. In New York baute Lindenthal im Jahre 1917 die einst größte Brücke, die viergleisige Hell-Gate-Eisenbahnbrücke über den East-River, eine Fachwerk-Bogenbrücke mit 298 m Spannweite; es war eine der ersten Brücken, deren Montage im Freivorbau erfolgte. Eine Fotodokumentation dieser Brücke befindet sich im Deutschen Museum in München. (Hellgate Brücke in New York)
Er war zum bekanntesten Brückenbauer der Welt geworden. Erst im reifen Alter fand Lindenthal ein Heim in Metuchen bei New Brunswik (New Jersey). Hier lebte Lindenthal glücklich im Kreise seiner Familie, Verwandten und Bekannten. Im Laufe der Jahre wurden ihm viele Ehrungen aus der ganzen Welt zuteil. Auch die Deutsche Technische Hochschule seiner Heimatstadt verlieh ihm im Jahre 1921 das technische Ehrendoktorat. Er befaßte sich auch mit wirtschaftlichen Fragen. So erregten seine Studien über Geldwährung und Wirtschaftssysteme das Aufsehen der amerikanischen Finanzwelt. Im Jahre 1924 erschien in deutscher Sprache die Schrift über ein wissenschaftliches Geldsystem und eine Weltwährung.
Am 31. Juni 1935 starb Gustav Lindenthal in New Jersey. Bemerkenswert ist, daß zwei seiner Brüder gleichfalls als Pioniere der Technik in Amerika tätig waren.
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