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Hans Kudlich

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Hans Kudlich wurde am 25.Oktober 1823 im Dorfe Lobenstein bei Jägerndorf geboren und war der Sohn eines alteingesessenen robotpflichtigen, aber wohlhabenden Bauern.

Nach dem Besuch des Troppauer Gymnasiums studierte er in Wien Rechtswissenschaft.
Am 13.März 1848 brach die Revolution aus. Schon an diesem Tage verlangte Kudlich in einer Kundgebung der Studentenschaft – er gehörte zu der etwa 1500 Mitglieder zählenden „Studentenlegion“ – die Abschaffung der Robot. Bei der Auflösung dieser Kundgebung durch das Militär wurde Kudlich an der rechten Hand verwundet und galt nun als Märtyrer der Freiheit. Dem wegen Krankheit nach Lobenstein Heimgekehrten küssten die schlesischen Bauern ehrfürchtig die Narbe.

Am 24.Juni wurde Kudlich gegen den Willen seiner Eltern, vor allem seiner Mutter, im Wahlkreis Bennisch in den österreichischen Reichstag gewählt, nachdem er in einer klugen, schwungvollen Rede das Vertrauen der bäuerlichen Wahlmänner errungen hatte. Am 22.Juli 1848 zog er als jüngster Abgeordneter in den konstituierenden Reichstag in Wien ein.
Das Amt des Volksvertreters bezeichnete er als „das ehrenvollste, das ich kenne“, und er hat das Versprechen, das er den Bauern in der freien Bergstadt Bennisch gegeben hatte, ehrlich gehalten.

Bereits am 25.Juli legte er dem Präsidium seinen berühmten Antrag vor, der am 26.Juli vorgelesen wurde und wie ein Feuerbrand wirkte:

„Die Reichsversammlung möge beschließen: Von nun an ist das Untertänigkeitsverhältnis samt allen daraus entspringenden Rechten und Pflichten aufgehoben, vorbehaltlich der Bestimmungen, ob und wie eine Entschädigung zu leisten sei.“

In einem erweiterten Antrag vom 8.August verlangte er, daß das Band der Untertänigkeit gelöst und Robot und Zehent abgeschafft werden. „Das freie Mann allein kann Freiheitswächter sein. Darum müsst ihr die Bauern frei machen.“

Nach gründlicher Beratung des Antrags im Reichstag und einem Schlußwort Hans Kudlichs erlangte das Gesetzt über die Bauernbefreiung am 7.September 1848 Rechtskraft. Es war das einzige bleibende Ergebnis der Revolution in Österreich.

Im November wurde der Reichstag von Wien in das mährische Kremsier verlegt. Hier zeigten sich von Anfang an rückschrittliche Tendenzen. Nach der Niederlage der aufständischen Ungarn bei Kapolna wurde am 7.März 1849 die Versammlung militärisch gesprengt. Kudlich mußte, wie viele andere Abgeordnete, fliehen. In Branitz, dem preußischen Nachbarort von Lobenstein, verabschiedete er sich von seinem Vater. Er hat seine Eltern nicht mehr wiedergesehen. Die Mutter starb im Mai 1849, der Vater 6 Jahre später. Hans Kudlich fuhr zuerst zu seinem Bruder nach Frankfurt, wurde jedoch aus Deutschland ausgewiesen und floh über die Pfalz und Baden in die Schweiz. Dort studierte er Medizin und heiratete. Inzwischen war er in Wien in Abwesenheit zum Tode verurteilt worden. Da er auch in der Schweiz nicht bleiben konnte, wanderte er nach Amerika aus und ließ sich als Arzt in Hoboken bei New York nieder. Er besuchte mehrmals Europa und seine Heimat, mit der er auch jenseits des Ozeans in herzlicher Verbindung blieb.

Am 10.November 1917 starb er 94jährig in Hoboken. Sein Wunsch auf dem Sterbebett:“Ich möchte heim in die Heimat“. 1925 wurden seine sterblichen Überreste in der Kudlich-Warte auf dem Wachberg bei Lobenstein beigesetzt.

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