Wilhelm Czermak
Am 12.Oktober 1856 wurde Wilhelm Czermak in Brünn als Sohn des Direktors der Irrenanstalt geboren.
Er studierte in Graz und promovierte dort 1882. Er wurde vor allem durch seinen Freund, den Ophtalmologen Brinbacher in die moderne Augenheilkunde eingeführt. Bis 1887 war er Sekundärarzt an der Augenabteilung in Graz, wo er sich schließlich im Jahre 1885 habilitierte. 2 Jahre später wurde er Assistent in Wien. 1892 berief man ihn als außerordentlichen Professor an die Universitätsaugenklinik in Innsbruck. Im Jahre 1895 schließlich folgte er einem Ruf an die Deutsche Universität in Prag.
Wilhelm Czermak beschäftigte sich in zahlreichen Abhandlungen mit der pathologischen Anatomie des Auges, insbesondere mit der Pathologie des Glaukoms. Auf diesem Gebiet arbeitete er zuerst mit Birnbacher zusammen. Dabei wurde zum ersten mal eine wirklich exakte pathologisch-anatomische Untersuchung glaukomatöser Augen durchgeführt, die zum Teil ganz frisch erkrankt waren. Die damals vollständig neuen hydrostatischen Versuche und Versuche über die Strömung von Flüssigkeiten wurden auf die Glaukomgenese übertragen. Aber auch auf dem Gebiet der Augenoperation, insbesondere der Operation des Altersstars, leistete Czermak viel. Seine Untersuchungen gaben Anregungen, auch wenn man das von ihm angegebene Verfahren verließ, weil es zu gefährlich war. Sein Jugendwerk „Semiotik und Diagnostik der äußeren Augenkrankheiten“(1888) wurde in mehrere fremde Sprachen übersetzt. Sein Hauptwerk „Die augenärztliche Operation“(Wien 1893 – 1904) wurde als die hervorragendste Operationslehre in der Weltliteratur der Augenheilkunde bezeichnet. 1889 erschien ein wertvoller klinischer Beitrag über traumatische Rupturen des Schlemmschen Kanals und 1891 einer über die Fädchenkeratits, die damals im Brennpunkt des Interesses stand. Erwähnt sei auch das Buch „Die topographischen Beziehungen der Augenhöhle in den umgebenden Höhlen und Gruben des Schädels“.
Im Jahre 1905 stellte er in einem Vortrag die Natur einer seltenen Netzhauterkrankung fest. Er lieferte aus anatomischen Untersuchungen den Nachweis, dass es sich um ein Angiom, also eine zweite Geschwulstform der Netzhaut handele, die bis dahin unbekannt war. Die Gesamtzahl seiner Arbeiten beträgt mehr als 40.
Wilhelm Czermak starb am 8.September 1906 in Lahns bei Innsbruck an einem Schlaganfall.
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