Menü

Das Schicksal der deutschen Südmährer (1918-38)

Der tschechoslowakische Nationalitätenstaat

Massive Proteste der Bevölkerung mit duzenden Toten änderten nichts an der Eingliederung der deutschen Sprachgebiete in die ČSR. Die tschechischen Eliten konnten so ihre nationalpolitischen Vorstellungen auf Kosten der Deutschen (jetzt auch Sudetendeutsche genannt) maximal verwirklichen.

Auch Niederösterreich musste damals Gebiete um Feldsberg und Gmünd an die Tschechoslowakei abtreten (wegen der Führung der Bahnlinien).

Viele Deutsche fanden sich bald mit dem neuen Staat ab, bot ihnen dieser doch im Unterschied zu Österreich und Deutschland zunächst erhebliche wirtschaftliche Vorteile (keine Geldentwertung). Am alltäglichen Umgang zwischen den Volksgruppen änderte sich kaum etwas, die vollen bürgerlichen Rechte galten für alle ČSR-Staatsbürger. Die nationale Blockbildung wurde durch den Eintritt deutscher Minister in die Prager Regierung aufgebrochen. Dennoch sorgte die Entlassung deutscher Staatsbeamter oder der Bau tschechischer Schulen im mehrheitlich deutschen Sprachgebiet für Verstimmungen.

Foto: Niklas Perzi

Massenarbeitslosigkeit, Elend und Hunger infolge der Weltwirtschaftskrise wurden in den 1930er Jahren national gedeutet. Die exportabhängige deutsche Industrie war hart betroffen, die Prager Regierung unternahm kaum etwas dagegen. Dies machte sich die neue Sudetendeutsche Partei unter der Führung von Konrad Henlein zunutze, die bei den Wahlen 1935 einen Erdrutschsieg einfahren konnte und den Anspruch auf Vertretung aller Deutschen erhob. Zunächst forderte sie Autonomie und nationale Selbstverwaltung innerhalb der ČSR, geriet aber bald in den Sog Hitler-Deutschlands. Dieses instrumentalisierte sie, um den Staat zu zerschlagen.

(Text von Brigitta Appel und Niklas Perzi)