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Neusiedl am Sand

Kirche von St. Ulrich in Neusiedl

Kirche von St. Ulrich von Innen

Hauptplatz von Neusiedl

Kirche von St. Ulrich in Neusiedl

Mühle von Neusiedl am Sand

Tschechischer Name: Novosedly na Moravě

Fläche: 1.755 ha

Einwohner 1910: 1.348 in 252 Häusern (1.341 dt. Ew.), 1930: 1.472 in 332 Häusern (1.278 dt. Ew.), 2010: 1.163.

heutiger Verwaltungsbezirk: Břeclav (Lundenburg)

Matriken: seit 1649.

Geschichte:

Die Siedlung wurde wohl schon im 11. Jh. gegründet. 1181 wurde eine Pfarrkirche gestiftet. 1230 kam der Ort zur Markgrafschaft Mähren. Das Patronat über die Kirche St. Ulrich gelangte 1276 bis zu dessen Auflösung 1538 an das Prämonstratenserinnenkloster „Rosa Coeli“ in Kanitz (Dolní Kounice).

Das Dorf „Newsidl“ gehörte bis 1848 zur Herrschaft Dürnholz (Drnholec) und gelangte mit dieser 1394 von den Falkensteinern an die Fürsten von Liechtenstein. 1426 erfuhr die Ortschaft große Schäden durch hussitische Plünderungen.

1576 wurde Neusiedl zum Markt erhoben. Vom 16. bis zum 19. Jh. war im Namen der Zusatz „am Sand“ geläufig, der das mährische Neusiedl vom niederösterreichischen Neusiedl (an der Zaya) unterscheiden und wohl auch auf die sandige Bodenbeschaffenheit hinweisen sollte.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde Neusiedl von der Nikolsburger Besatzung geplündert.

1785 wurde die Kirche zur Pfarrkirche.
1831 forderte die Cholera 72 Todesopfer und 1887 brannten zwei Drittel der Ortschaft ab. 1883 wurde die Kellergasse gebaut.

Vertreibung 1945/46:
Unter Drangsalierungen durch „Revolutions-Gardisten“ und „National-Ausschüsse (národní výborí)“ kam es zur „Wilden Vertreibung“ in welcher 400 Personen nach Österreich fliehen mussten. Ab März 1946 wurden wöchentlich 30 bis 40 Personen über Nikolsburg (Mikulov) abgeschoben. Im Juli 1946 waren diese „Organisierten Vertreibungen“ abgeschlossen.

Von den Vertriebenen fanden 150 Familien in Österreich eine neue Heimat, während sich die restlichen 850 Familien in Deutschland ein neues Leben aufbauen mussten. Je zwei Personen wanderten in die USA bzw. Brasilien und je eine nach Kanada bzw. Australien aus.

Wirtschaft und Infrastruktur:

Landwirtschaft: Aufgrund des Klimas und des sandigen Bodens nahm der Weinbau eine besondere Stellung ein, die er auch nach der Reblausplage im 19. Jh. inne hatte. So hatte um 1900 die Weinbaufläche 211 ha. Den größten Bereich nahm der Ackerbau mit 1.165 ha ein.

Gewerbe: Kleingewerbe, Mühle, Dampfmühle (mit Lagerhaus), Ziegelwerk und eine weitere alte Mühle (1414 erwähnt, 1811 neu gebaut, wegen der Thayaregulierung 1886/87 aufgelassen und 1929 Käserei).

Einrichtungen: Schule (1856 mit zwei Klassen erbaut, 1882 und 1918 erweitert), Kindergarten (1939), Armenhaus und Notspital (1883), Rathaus (1912) mit Postamt, Schriftführerwohnung und Gemeindegasthaus, Freiwillige Feuerwehr (1883), Spar- und Vorschusskassa (1874).
Bahnstation an der Bahnlinie Lundenburg (Břeclav)Znaim (Znojmo) (1871), von 1872 bis 1919 auch nach Laa a.d. Thaya.

Kulturerbe:

Pfarrkirche St. Ulrich: Pfarre 1276 erwähnt, erbaut 1780 anstelle eines gotischen Baus, Altarbild gemalt von Leicht.

Pfarrhof

Rochuskapelle: gilt als ältester Bau des Dorfes.

Mariensäule: bei der Rochuskapelle, Ende des 17. Jh.

Wappen:

Obwohl eine Wappenverleihung nicht bekannt ist, dürfte in der Urkunde der Markterhebung von 1576 wie üblich auch ein Wappen festgelegt worden sein.
Wappenfarben sind nicht überliefert. Während einige Forscher eine silberne Kirche mit roten Dächern im blauen Schild vermuten, dürfte Rot für das Schild, dazu eine silberne Kirche mit schwarzen Fenster und Tor – entsprechend den überlieferten Wappenfarben Rot-Silber-Schwarz der Herren von Tiefenbach wahrscheinlicher sein.

Persönlichkeiten:

  • Mathias Krebs (*23.03.1880 Neusiedl, +03.10.1962 Meran), Lehrer, Heimatforscher.
  • Karl Mayer (*07.05.1923 Neusiedl, +01.10.1998 Wien), Mundartdichter und Träger des Südmährischen Kulturpreises 1996.

heimatkundliche Literatur:

Knee, Josef: Neusiedl an der Thaya. 1991.

Weblinks:

Genealogie:

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