Adamsfreiheit
Tschechischer Name: Hůrky
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Fläche: 224 ha
Einwohner: 1910: 511 in 91 Häusern (509 Deutsche), 1930: 413 in 91 Häusern (393 Deutsche), 2001: 178
heutige Gemeinde: Nová Bystřice (Neubistritz)
heutiger Verwaltungsbezirk: Jindřichův Hradec (Neuhaus)
Matriken: seit 1769
Lage:
672 m über dem Meeresspiegel. Aufgrund der Höhenlage sind die Winter sehr schneereich.
Geschichte:
Um 1630 siedelte Graf Adam Paul Slavata von Chlum und Koschumberg, Besitzer der Herrschaft Neuhaus, hier sächsische Bergleute an, um Schwefel- und Kupferbergbau zu betreiben.
Schon 1634 erhielt der Ort Marktrechte und den Namen seines Gründers. Am 10. Mai 1637 erteilte Graf Adam weitere Privilegien und ein Bergrecht, nachdem er bereits kurz zuvor Siegel und Wappen verliehen hatte.
Die angesiedelten Familien erhielten Freiheiten. Sie waren von Robot, Kontributionen und Wehrdienst befreit. Bier und Wein durften ausgeschenkt werden und das Vieh gegen Entgelt auf die Gemeindeweiden getrieben werden. An die Privilegien der Siedlung und deren Gründer sollte der Name Adamsfreiheit erinnern.
Obwohl Ferdinand Wilhelm Slawata mit Urkunden vom 17. Juli 1659 alle Rechte bestätigte, hielt die anfängliche Aufwärtsentwicklung nicht an, weil die erhofften Kupfervorkommen nicht entdeckt wurden.
Nach der Stilllegung des Bergwerks ca. 100 Jahre später wurde Spitzenklöppelei und Leinenweberei zu einer wichtigen Einnahmequelle der Ortsbevölkerung. Dennoch kam es zu Abwanderung, die Joseph II. zu stoppen versuchte, indem er eine Kolonie gründete. Nach Auflösung des Paulanerklosters in Kloster (Klášter) wurde dessen Grund an Siedler verkauft. Unter den ersten Siedlern waren viele Bewohner aus Adamsfreiheit.
Um 1840 etablierte sich die Baumwollweberei in Adamsfreiheit. 1841 wurde der Ort mit dem Marktrecht ausgestattet. 1891 entstand eine Bandweberei. Durch den Anschluss an das Bahnnetz 1898 erlebte Adamsfreiheit noch einen wirtschaftlichen Aufschwung.
Vertreibung der deutschen Bevölkerung 1945/46:
Am 28. Mai 1945 kamen tschechische „Partisanen“ per Bus nach Adamsfreiheit. Im örtlichen Gasthaus kam es zu Vernehmungen. Ehemalige NSDAP-Funktionäre wurden als Geiseln genommen und misshandelt. Nachdem sich die deutschen Einwohner in der Ortsmitte sammeln hatten müssen, wurden sie, unter Zurücklassen ihrer Wertsachen und nur mit Handgepäck, nach Österreich vertrieben. Fünf Familien wurden zurückgehalten, um tschechische Arbeiter in der Bandweberei anzulernen. Während dieser Zeit wurden sie mit einem „N“ für „Němec“ („Deutscher“) auf der Kleidung gekennzeichnet. Ein Jahr später wurden auch sie nach Österreich abgeschoben. Bis auf ca. 25 % wurden die ehemaligen Einwohner später von Österreich nach Deutschland transferiert.
Wirtschaft und Infrastruktur:
Die Ursache der Gründung des Ortes war der Bergbau. Daher wurde wenig Landwirtschaft betrieben. Erst im 19. Jh. wurden größere Ackerflächen angelegt.
Gewerbe: Bandweberfabrik (1891), Kleingewerbe.
Einrichtungen: Schule (1797, 1858), Kindergarten und Ortsbücherei (1938), Armenhaus, Bahnhof gemeinsam mit Sichelbach/Blato (1898), Elektrifizierung 1929, Postamt, Konsumgenossenschaft (1902), Raiffeisenkassa, Freiw. Feuerwehr.
Siegel:
Das 1636 verliehene Wappen zeigt im goldenen Schild eine fünfblättrige blaue Rose mit goldenem Butzen. Hinter der Rose sind ein Hammer und ein Schläger schräggekreuzt abgebildet.
Kulturerbe:
Die 1732 erbaute Kapelle des Hl. Jakob d. Ä. wurde 1781 Pfarrkirche. An ihrer Stelle ließ Anna Gräfin Trautmannsdorf in den Jahren 1814/16 die jetzige Pfarrkirche St. Jakob erbauen.
Merkmale: Kirchenschiff 14,50 m lang, 9 m breit, Presbyterium mit Fünfachtel-Abschluss 7 m lang, 8 m breit. Hauptaltar Wiener Arbeit; Bild des hl. Jakob von H. Kupferer, Innsbruck 1589. Nebenaltäre von Mathias Neubauer, Neuhaus (Jindřichův Hradec). Bilder des hl. Anton von Padua und der hl. Maria, Arbeiten der Prager Akademie aus den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts. Die älteste Glocke wurde von Anton Aufheimer 1823 in Znaim (Znojmo) angefertigt. Eine Glocke mit Bild des hl. Johann v. Nepomuk und des Gekreuzigten mit Maria und Johannes wurde 1832 von Joh. Gottlieb Jenichen in Krems gegossen, die dritte Glocke mit Mariazeller Muttergottes und dem Gekreuzigten von J. G. Jenichen 1854.
Kapelle des Johannes von Nepomuk, 18. Jahrhundert
Wallfahrtskapelle Maria Schutz auf dem Steinberg („Kreuzberg“), 1841, nach 1945 gesprengt.
Dreiseithof mit Tor, 18. Jh. und Haus mit Tor, 17. Jh.
Persönlichkeit:
Franz Schäfer (*27. März 1900; +22. Dezember 1971 Eggenburg/NÖ) Schriftsteller, Leiter des Krahuletz Museums.
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