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Sichelbach

Ansicht von Sichelbach

Die Filialkirche St. Maria-Magdalena

Tschechischer Name: Blato, bis 1956 Žišpachy

Fläche: 759 ha

Einwohner 1910: 344 in 64 Häusern (alle dt.), 1930: 332 in 65 Häusern (304 dt. Ew.), 2001: 24 in 36 Häusern.

heutige Gemeindezugehörigkeit: Nová Bystřice (Neubistritz).

heutiger Verwaltungsbezirk: Jindřichův Hradec (Neuhaus).

Matriken: seit 1789 bei Konrads (Klášter II, früher Konrac).

Lage:

Sichelbach liegt auf 640 m Meereshöhe, 5 km ostnordöstlich von Neubistritz (Nová Bystřice).

Geschichte:

Sichelbach wurde von der überlebenden Bevölkerung des von den Hussiten zerstörten Dorfes Wurmanns um 1420 gegründet. Das Straßendorf wurde 1430 urkundlich erwähnt. Die im 14. Jh. entstandenen Glashütten hielten sich bis ca. 1570. 1533 wurde der Ort von „Wiedertäufern“ gebrandschatzt.

Um 1540 gehörte Sichelbach zur Herrschaft Neubistritz (Nová Bystřice) und um 1568 zur Herrschaft Landstein (Landštejn). In der Reformationszeit wurde Sichelbach evangelich und blieb es bis 1620. Die Pest raffte 1679 viele Dorfbewohner dahin. 1685 wurden die verlassenen Häuser neu besiedelt.

1771 wurden Hausnummern eingeführt. Ein Brand vernichtete 1865 einen Großteil des Ortes. 1897 wurde Sichelbach an die Bahnlinie Neuhaus-Neubistritz angeschlossen. Der lange Zeit betriebene Flachsanbau ging um 1918 zurück.

Nach dem Einmarsch der Swojetarmee wurden ungefähr 3.000 Flüchtlinge aus Schlesien und Rumänien im Ort untergebracht. Ihre Habe wurde von militanten Tschechen und Revolutionsgardisten ausgeraubt. Vier Mädchen starben an den Folgen mehrfacher Vergewaltigungen.

Vertreibung 1945/46:
Ab Mai 1945 begann die schrittweise Ausweisung der Ortsbewohner. Jeden Tag, je nachdem welche Häuser besetzt wurden, mussten ein bis zwei Familien den Ort verlassen. Für Alte oder Kranke wurde ein Fuhrwerk genehmigt. Einige Sichelbacher wurden als Zwangsarbeiter in andere Ortschaften gebracht. Nach der Vertreibung blieben acht Familien in Österreich, während die Übrigen in Deutschland landeten.

1956 wurde der tschechische Ortsname von Žišpachy in Blato geändert. Von 1961 bis 1985 war Sichelbach in Adamsfreiheit (Hůrky) eingemeindet. Seit 1985 ist es ein Ortsteil der Stadt Neubistritz (Nová Bystřice)

Wirtschaft und Infrastruktur:

Vorwiegend waren in Sichelbach Bauern und Handwerker (Kleingewerbe) ansässig. Eine weitere Einnahmequelle boten Leinenweberei, Walzenmühle (1487-1933) und Torfstecherei. Früher gab es Hammerwerke, heute Hotelbetrieb für Feriengäste;

Einrichtungen: Schule 1796 (einklassig), um 1900 zweiklassiger Neubau, Bahnstation, zuständiges Postamt in Adamsfreiheit (Hůrky); Musikkapelle (1882), Freiwillige Feuerwehr (1885).

An den Teichen Aspe, Magdalenen- und Pippelwierteich gibt es viele Ferienhütten, sowie Park- und Zeltplätze; Eine schöne Aussicht bietet der Schafberg (658 m). Im Günterschwald gibt es einen Wackelstein.

Kulturerbe:

Filialkirche der hl. Magdalena: erbaut 1866. Schiff 13 m lang, 7,5 m breit; Presbyterium mit Fünfachtel-Schluss 5,75 m lang, 5 m breit. zwei Glocken, die größere von Josef Hilzer in Iglau gegossen.

Marienkapelle auf dem Weg nach Konrads (Klášter II) 1901 erbaut, nach 1945 zerstört und abgetragen.

Kapelle St. Nepomuk, 1865.

verschiedene Kreuze: Alexenkreuz anstelle einer 1619 zerstörten Kapelle, Schmiedskreuz, Kreuz an der Kirche.

heimatkundliche Literatur:

Lang, Hans: Ein geschichtlicher Überblick des Dorfes Sichelbach, 1984.

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