Dürnholz
Tschechischer Name: Drnholec
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Fläche: 3.480 ha
Einwohner 1910: 2.889 in 653 Häusern (alle deutsch), 1930: 2.896 in 690 Häusern (2.573 deutsch), 2010: 1.671.
heutiger Verwaltungsbezirk: Břeclav (Lundenburg)
Matriken: seit 1652.
Grundbücher: seit 1651.
Geschichte:
Die erste urkundliche Nennung ist umstritten, da die Originalität der Urkunde von 1052 angezweifelt wird. Der Sage nach, war ein Wilhelm Graf von Pollau um 1180 Besitzer der Ortschaft.
Historisch gesichert ist die Nennung von Dürnholz um 1240 im Besitz der
„Herren von Durrenholz“ (Wilhelm und Herrmann von Dürnholz) die wohl seit dem 12. Jh. von ihrer gleichnamigen Burg aus die Besiedlung des Gebietes zwischen Nikolsburg (Mikulov) und Kromau (Krumlov) förderten.
1237, 1249 und erneut 1294 erscheint „Durenholz“ urkundlich als Burgsitz. Anfang des 14. Jh. ging die Herrschaft über Dürnholz an das Adelsgeschlecht der Wartenberger. 1308 wurde der Ort als „Dirnholz“ erwähnt. Er erhielt 1351 Marktrechte. In weiterer Folge tauchen in Urkunden die Bezeichnungen „oppidum Dvrnholcze“(1355) und „Dornholtz“(1376) auf.
Ab 1394 gehörte die Herrschaft Dürnholz über mehrere Generationen der Familie Liechtenstein.
Im Jahr 1468 wird Dürnholz im Krieg zwischen Matthias Corvinus und Georg von Podiebrad verwüstet.
Kurzfristig kam die Herrschaft Dürnholz an Bernhard von Zierotin, wurde jedoch von den Liechtensteinern wieder zurückgekauft.
Die Liechtensteiner verkauften die Herrschaft 1578 an die Teuffenbachs. Es kam zu einem Neubau der alten Pfarrkirche St. Martin (14. Jahrhundert) und des Schlosses 1580/81 durch Christoph von Teuffenbach.
Die Bevölkerung von Dürnholz bekannte sich von 1589 bis 1621 wie Siegmund von Teuffenbach zum evangelischen Glauben. Im Dreißigjährigen Krieg wurde der Ort durch die gegenreformatorischen Bestrebungen allerdings wieder katholisch.
Über die Gemahlin Rudolfs von Teuffenbach, des letzten Teuffenbachers in Dürnholz, Maria Eva, die eine geborene Sternberg war, kam die Herrschaft an die Familie von Sternberg.
1701 gewährte Kaiser Leopold I. drei Jahrmärkte.
Über die Herren von Sternberg ging Dürnholz 1708 an die Grafen Trautmannsdorf, deren Dürnholzer Zweig allerdings 1762 ausstarb. Während des Österreichsichen Erbfolgekrieges waren im Ort preußische Husaren einquartiert. Dürnholz wurde 1762 ein kaiserliches Fondsgut und blieb es bis 1848. 1785 wurden der Meierhof und seine Güter aufgelöst und an Siedler verteilt.
Während der Napoleonischen Kriege im Jahr 1809 erpressten französische Truppen von der Bevölkerung 91.290 Gulden.
Mitte des 19. Jh. wurde Dürnholz Bestandteil des politischen Bezirkes Nikolsburg (Mikulov), der nach der Angliederung an das NS-Reich 1938 in Kreis Nikolsburg umbenannt wurde.
Mitte April 1945 kam von der deutschen Verwaltung die Weisung, die Evakuierung der Ortschaft vorzubereiten. Die ersten deutschen Familien begannen, den Ort zu verlassen. Am 7. Mai besetzten russische Truppen den Ort. Der Bevölkerung wurde angeordnet, die unbeschädigten Häuser zu räumen, die für die Sowjettruppen beschlagnahmt werden sollten. Die aus diesen Häusern vertriebenen Einwohner mussten in Presshäuser oder zerstörte Gebäude ausweichen.
Vertreibung 1945/46:
Durch tschechische Revolutionsgardisten kam es schließlich zur Vertreibung der deutschen Bevölkerung. Die männlichen Einwohner wurden zunächst dazu angehalten, Aufräumarbeiten zu leisten. Anfang Juni wurden schließlich ehemalige NSDAP-Mitglieder, Amtsträger und führende Personen aus Wirtschaft und Bildung verhaftet und ins Kreisgericht Nikolsburg (Mikulov) gebracht, wo es auch zu Misshandlungen kam. Einen Monat später ließen sich tschechische Siedler in Dürnholz nieder. Nach dem „Potsdamer Protokoll“ kam es ab 6. März 1946 zur „organisierten Vertreibung“. Zuerst wurden Alte, Kranke und Frauen mit Kindern zwangsausgesiedelt. Die Zurückgebliebenen litten unter Nahrungsmittelmangel und Schikanen. Bis September 1946 wurden die deutschen Bewohner in mehreren Etappen nach Deutschland abgeschoben.
2006 erhielt Dürnholz den Status eines Městys (Minderstadt).
Wirtschaft und Infrastruktur:
Landwirtschaft: Anbau von Getreide (vor allem Weizen), Hackfrüchten (Zuckerrübe), Kartoffeln, Mais, Obst (Beeren- und Steinobst), Weinbau (Blaufränkischer, Grüner Veltliner, Portugieser, Welsch-Riesling, Müller-Thurgau), Viehzucht (namhafte Pferdezucht), Waldbewirtschaftung. Zahlen zu Landwirtschaft und Bodennutzung um 1900: Äcker 2.466 ha, Wiesen 330 ha, Weingärten 112 ha, Weiden 103 ha, Wald 317 ha; 356 Pferde, 967 Rinder, 1.018 Schweine.
Gewerbe (bis 1939): Landmaschinenfabrik, Sägewerk, zwei Ziegeleien, Gärtnerei, übliches Kleingewerbe (darunter Eisenhandlung, Blumenbinderin, Fotograf, Friseure, Glaser, Korbflechter, Mechaniker, Uhrmacher, Trafikanten und Kinovorführer).
Einrichtungen: Postamt, Kindergarten (1928), Kino (1932), Jagdhäuser, Schlachthaus, Postomnibus zum Bahnhof später nach Nikolsburg (Mikulov) und Znaim (Znojmo), Apotheke, Ärzte, Tierarzt, Freiw. Feuerwehr gegr. 1875, Milchgenossenschaft (1913), Bürgerliche Spar- und Vorschusskasse (1870).
Schulen: Volksschule (1836, später mehrmals ausgebaut), Knabenvolksschule (1885 in der Bürgerschule, ab 1938 im Gebäude der tschechische Schule), Mädchenvolksschule (1885 in der alten Volksschule), Bürgerschule (1886, später auch Mittelschule), Musikschule (ab 1939), tschechische Schule (1925).
Kulturerbe:
Pfarrkirche zur HI. Dreifaltigkeit. Einheitlicher spiegelgewölbter Rokokobau 1750/57. Fassade mit mächtigen Türmen. Querschiffartig ausspringende Mitte durch Arkaden und Flachkuppel betont. Ecken des saalartigen Raumes abgerundet, auch zum eingezogenen halbkreisgeschlossenen Chor. Gute Einrichtung aus der Bauzeit. Altarblätter von Joseph Winterhalter. Bildhauerarbeiten von Andreas Schweigel d. Ä. Kirche ist 36 m lang, 11 m breit, 21 m hoch. Seitenaltäre: 14 Nothelfer und „Hl. Kommunion befreit Seelen a. d. Fegefeuer“ von Joseph Winterhalter. Statuen St. Florian und St. Sebastian von Andreas Schweigel .
Pfarrhaus: ursprünglich 1181 als Kirche erbaut (bis 1757).
Schloss: Mitte des 12. Jh. unter den Herren von Kanitz erbaut, 1380 im Besitz von Liechtenstein, 1580 Neubau unter Christoph Frh. v. Teuffenbach. Linker Flügel mit später unterteiltem Saal 15,40 m. Dreigeschossiger Aufbau mit gering hervorgehobenem ersten Stock; abgerundete Eckrisaliten. Umbau im 18. Jh.: Erweiterung auf 15 Achsen; Gartenfront mit dreiachsigem Mittelrisalit und dreiflügelige Treppen. Tor in den Schlosspark 1583, im Giebel Wappen des Christoph v. Teuffenbach. Herkulesstatuen Mitte 18. Jh. an der gemauerten Brücke (anstelle einstiger Zugbrücke).
Rathaus: 1591 errichtet, Laubengang an Südseite.
Brauhaus: 1790 stillgelegt, danach Gastwirtschaft.
Gronauisches Haus: Erbaut im 17. Jh., Räume mit Stuckdecken.
Immaculata-Säule am Marktplatz: 1718, mit Wolkenpyramide und vier Heiligenstatuen.
Kapelle beim Ziegelofen von 1910.
Kapelle zum „gegeißelten Heiland“.
Statuen: hl. Florian und hl. Johannes v. Nepomuk.
Im Ort und in der Umgebung viele verschiedene Marterl und Kreuze.
Siegel und Wappen:
Bereits im Jahre 1523 wird ein Marktsiegel genannt. Von späteren Siegeln ist das Aussehen gesichert. Das Siegel zeigte in der oberen Hälfte einen geschachteten mährischen Adler, während die untere Hälfte in drei Spalten geteilt ist.
Das Wappen von Dürnholz ähnelt dem Siegel und zeigt im geteilten Schild oben in Blau wachsend einen von Silber und rot geschachteten Adler, unten dreimal in Silber und Schwarz gespalten.
Persönlichkeiten:
- Jakob Rudolf Khünl(*10.12.1775 Dürnholz, +25.08.1825 Wien) Theologe und Domherr von St. Stephan, Dichter und Schriftsteller.
- Franz Sartory (*1765; + 22. Oktober 1846), Maler in der Wiener Porzellanmanufaktur.
- Adolf Wala (*18. Mai 1937) Nationalbankpräsident und Ehrenbürger von Dürnholz.
heimatkundliche Literatur:
- Frodl, Josef: Geschichte der Marktmgemeinde Dürnholz, 1927.
- Janeček, Jiří: Z historie škol na Drnholecku, 2004.
- Lederer, Hans: Herrschaft Dürnholz, Maria Theresianischer Kataster 1755, 1993.
- Max, Wenzel: Geschichte der Marktgemeinde Dürnholz. 2. Teil, 1970.
Weblinks:
- Beschreibung auf Wikipedia
- Offizielle Seite der Gemeinde (tschechisch).
Genealogie:
Nepp, Gottfried: http://www.nikolsburg.eu/ortsfamilienbuch.html
Matriken: https://www.mza.cz/actapublica/matrika/
Volkszählung 1921: https://www.mza.cz/scitacioperaty/digisada/search
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