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Kaidling

Ansicht von Kaidling

Tschechischer Name: Havraníky

Fläche: 929 ha

Einwohner 1910: 659 in 146 Häusern (654 deutsche Ew.), 1930: 621 in 145 Häusern (557 deutsche Ew.), 2010: 345.

heutiger Verwaltungsbezirk: Znojmo (Znaim)

Matriken: seit 1754 (ab 19. Jh. bei Schattau).

Lage:
Kaidling liegt auf 288 m Höhe südwestlich von Znaim (Znojmo). Westlich schließt das große bewaldete Gebiet des heutigen Nationalparks Podyjí an. Nachbarorte sind Gnadlersdorf (Hnanice) und Schattau (Šatov) im Süden sowie Poppitz (Popice) im Norden.
Der Ort liegt eingebettet zwischen mehreren Hügeln (zwischen 284 und 359 m). Nach Südosten ist die Landschaft offen und geht in die weite südmährische Ebene über. Die Nordgrenze bildet das tief eingeschnittene, enge Thayatal, durch die Schleife um den Schobers (Šobes) zu einem prachtvollen Tal erweitetert, in welchem sich früher vier Mühlen und Gasthäuser befanden. Man erreicht Kaidling über die Bezirksstraße Retz-Znaim oder vom Bahnhof Schattau (Šatov). Kaidling ist als Reihendorf angelegt. Die zwei Haupthäuserzeilen wurden beiderseits eines kleinen Dorfbächleins angeordnet, in der Mitte des Ortes weichen die Häuserzeilen um ca. 45 m zurück wodurch der Platz mit der Kirche gebildet wird.

Geschichte:

1269 wurde Kaidling als „Kovernich“ erstmals urkundlich erwähnt, als der Abt des Klosters Bruck dem Ort den Zehent erließ.
Die Schreibweise änderte sich dann wie folgt: 1397 Chovernik, 1513 Khayrnik, 1524 Kahydlink und schließlich ab 1672 Kaidling.

1314 gelangte die Ortschaft in den Besitz eines Otto von Gaya, bevor der Ort im späten 14. Jahrhundert unter die Herrschaft der Probstei Pöltenberg kam. Zu dieser Zeit war der Ort wahrscheinlich auch befestigt (Mauerreste von zwei Toren). Während des Dreißigjährigen Krieges im 17. Jh. wurde Kaidling geplündert. Außerdem starben zu dieser Zeit 70 Einwohner an der Pest.

Großbrände vernichteten das Dorf in den Jahren 1734 und einen Teil 1830.
1832 starben ca. 40 Menschen an der Cholera.
1822 besuchte der später nach Amerika ausgewanderte Karl Anton Postl (Charles Sealsfield) den Ort.

Der Erste Weltkrieg (1914-1918) forderte 17 Opfer aus Kaidling. Im Zweiten Weltkrieg fielen 46 Soldaten aus Kaidling.

Vertreibung der deutschen Bevölkerung 1945:
Als die tschechischen Milizen in den Ort kamen, kam es zu Hausbesetzungen und zur Vertreibung. Viele der deutschen Ortsbewohner flüchteten vor den einsetzenden Gewaltexzessen über die nahe Grenze nach Österreich. Infolge der Gewaltexzesse starben fünf Personen. Die letzten 36 deutschen Kaidlinger wurden dann aufgrund des „Potsdamer Protokolls“ offiziell aus dem Ort vertrieben und nach Westdeutschland transferiert.

Wirtschaft und Infrastruktur:

Landwirtschaft: Die Niederschlagsmenge war in dieser Gegend sehr gering während die Jahrestemperatur um 9 Grad Celsius lag. Das begünstigte den Weinbau (94 ha um 1900) sowie den Obst- und Gemüseanbau. Auf ca. 500 ha wurde außerdem Ackerbau betrieben. Angebaut wurden Getreide, Rüben und Kartoffeln.

Gewerbe: zwei Mühlen (Judex-Mühle, Lauer-Mühle), zwei Wirtshäuser und Kleingewerbe.

Einrichtungen: Volksschule (1787 errichtet, 1890 umgebaut), Kindergarten, Milchhaus, Gemeindekanzlei, Freiw. Feuerwehr (1931), Milchgenossenschaft (1910).

Kulturerbe:

Pfarrkirche St. Leonhard: anstelle einer kleinen Kapelle, die 1752 demoliert wurde. Der Bau stammt aus 1771, wurde aber 1815/16 fast ganz erneuert. Hauptaltar des hl. Leonhard, Seitenaltäre des Anton v. Padua und Flucht nach Ägypten; Nordturm im Winkel des gewölbten Langhauses und des Chores mit Halbkreisabschluss; Einrichtung aus der Augustinerkirche in Fratting (Vratěnín) erste Hälfte 18. Jh.; klassizistische Kanzel um 1771.4, barocke Statuen erste Hälfte 18. Jh., seit 1860 eigene Pfarre.

Marienkapelle im Oberort.

Skulpturen: Floriani-Säule (erste Hälfte 18. Jh.), Johannes-von-Nepomuk-Saule (1760), zwei Gedenksäulen (1717 und 1870).

Viele Kreuze und Marterln in der Umgebung.

Siegel:

Ein Wappen führte die Gemeinde nicht, dagegen ein Siegel: Das älteste Siegel aus dem 17. Jahrhundert verweist auf die einstigen Herrschaftsverhältnisse. Das Propsteiwahrzeichen mit dem Stern ist von vier weiteren Sternchen umgeben und von einem Weinstock mit Traube und einem Rebmesser beseitet. Die Umschrift SIGILL: DER GEMEINDE: AÜGIN: KAIDLING steht zwischen zwei feinen Kreislinien, die Umrahmung ist nach Art einer gedrehten Schnur gestaltet und hat einen Durchmesser von 31 mm. Die aus Messing gefertigte, künstlerisch hervorragende Original-Petschaft dieses schönen Siegels wird jetzt im Bezirksarchiv Znaim (Znojmo) verwahrt.

Persönlichkeit:

  • Konrad Böhm (*9.Februar 1811, +?), Professor am k.k. Akademie-Gymnasium in Wien.

heimatkundliche Literatur:

  • Kiesling, Hubert: Erinnerungen an die Heimatgemeinde Kaidling, 2001.
  • Kiesling, Hubert: Chronik der Heimatgemeinde Kaidling, o.J.

Weblinks:

Genealogie:

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