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Klentnitz

Tschechischer Name: Klentnice

Slideshow

Wappen

Luftaufnahme. Im Hintergrund die Pollauer Berge (Tafelberg/Stolová hora und Burgberg der Rosenburg/Sirotčí hrádek).

Blick über die Rosenburg und Klentnitz.

Kirche St. Georg

Ortsansicht von Klentnitz

Hauptstraße von Klentnitz

Hof in Klentnitz

Ansicht von Klentnitz

Ansicht von Klentnitz

Fläche: 712 ha

Einwohner 1910: 609 in 127 Häusern (607 dt. Ew.), 1930: 556 in 148 Häusern (552 dt. Ew.), 2010: 525.

heutiger Verwaltungsbezirk: Břeclav (Lundenburg)

Matriken: seit 1785.

Grundbücher: seit 1743.

Lage:

Klentnitz liegt auf 334 m nördlich von Nikolsburg (Mikulov) in den Pollauer Bergen (Palava).

Geschichte:

Gräberfunde aus der La-Tène-Zeit belegen eine urgeschichtliche Besiedlung.

Klentnitz wurde erstmals 1249 im Besitz des Heinrich I. von Liechtenstein urkundlich erwähnt. In einer könglichen Urkunde von 1332 wurden in „Glemtitz“ auch Besitzungen des Klosters Kanitz (Rosa Coeli) festgehalten. Die ersten genauen Nachrichten über Klentnitz und seine Bewohner erfahren wir aus dem Urbar der Liechtensteinschen Herrschaft des Jahres 1414.

Im Lauf der Jahrhunderte tauchten verschiedene Namensnennungen auf: „Glewetitz“ (1351), „Glennticz“ (1504), „Glenginitz“ (1583), „Glendnitz“ (1650).

Durch die Hussitenkriege um 1426 verödete das Dorf, wurde aber zu Beginn des 16. Jh. wieder neu besiedelt. Bei der Aufteilung der Herrschaft Nikolsburg (Mikulov) unter der Familie Liechtenstein 1514 wurden Abgaben aus Klentnitz erwähnt. 1572 fiel die Herrschaft an Maximilian II., von diesem im Jahr 1575 an Adam von Dietrichstein.

Zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges wurde Klentnitz 1619 von den Truppen des Bethlen Gabor geplündert und gegen Ende des Krieges, 1645, von schwedischen Truppen samt der Burg Waisenstein erobert.

Bis 1775 war Klentnitz nach Nikolsburg (Mikulov) eingepfarrt.

Französische Truppen plünderten den Ort 1805 bzw. 1809.

Der zuständige politische Bezirk war ab Mitte des 19. Jh. der Bezirk Nikolsburg (Mikulov) der ab 1938 bis 1945 unter NS-Herrschaft als Kreis Nikolsburg (Mikulov), um Teile der ehem. Bezirke Auspitz (Hustopeče) und Göding (Hodonín) erweitert, dem „Reichsgau Niederdonau“ angegliedert war.

Im Zweiten Weltkrieg waren 37 Männer aus Klentnitz gefallen oder vermisst.
Zwei Buben fanden zu Kriegsende beim Hantieren mit einer Granate den Tod.

Vertreibung 1945/46:
Vor der anrückenden sowjetischen Armee im April 1945 flohen 21 Personen.
Während der Nachkriegsexzesse kam es zu Todesopfern. Ein Ehepaar mit zwei Kindern und ein Mann mit dessen achtjährigem Sohn wurden ermordet, ein Ehepaar beging angesichts der drohenden Gewalt zusammen mit dessen Sohn Selbstmord.
Nach dem Abzug der sowjetischen Truppen kamen tschechische „Revolutionsgardisten“, welche die Einwohner drangsalierten und zu plündern begannen.
In den ersten Junitagen trafen deutsche Brünner im Ort ein, die von den Gräueln während des „Brünner Todesmarsches“ berichteten. Im Juni tauchten tschechische Hausbesetzer auf, für die ehemalige Einwohner von Klentnitz arbeiten mussten. In der Nacht zum 29. Juli 1945 wurden zwölf Klentnitzer verhaftet und in Nikolsburg (Mikulov) im Gefängnis so schwer misshandelt, dass ein Mann an seinen Verletzungen starb. Daraufhin setzte eine Abwanderung zahlreicher Familien ein, denen an der Grenze noch wertvolles Gepäck abgenommen wurde.
1945 kamen nach Österreich 58 Familien, etwa ein Drittel der Ortsbewohner. Die Zurückgebliebenen wurden zur Zwangsarbeit genötigt. Am 12. September wurden alle Deutschen zwischen 18 und 50 Jahren nach Nikolsburg (Mikulov) ins Lager gebracht. Unter Gendarmeriebewachung setzte sich ein langer Zug in Bewegung. Diese Menschen kamen in ein Massenlager, sie mussten schwere Arbeiten bei der Aufräumung von Kriegsschäden leisten, andere wurden zur Zwangsarbeit in Kohlengruben oder von Bauern zur Zuckerrübenernte herangezogen.
Die in Klentnitz Zurückgebliebenen mussten als Knechte arbeiten, bis sie ab Februar 1946 abgeschoben wurden.
Am 28. Mai 1946 wurden die letzten Deutschen aus Klentnitz, etwa 80, über das Lager Nikolsburg (Mikulov), Lundenburg (Břeclav), Brünn (Brno) und Prag (Praha) nach Furth im Wald per Bahn transportiert. Die Fahrt endete in Freising, wo die Menschen in der Turnhalle Aufnahme fanden.

Wirtschaft, Infrastruktur und Bildung:

Landwirtschaft: Das gute Klima und der ebenso gute Boden förderten vor allem den Weinbau (64 ha um 1900), der allerdings durch die Reblausplage im 19. Jh. zurückgegangen war, sowie den Anbau von Obst und Gemüse. Die Ackerfläche machte um 1900 313 ha aus. Durch die Lage an den Pollauer Bergen stellte auch Wald einen für diese Region nicht unbeträchtlichen Anteil des Gemeindegebietes (205 ha).

Gewerbe: zwei Kalksteinbrüche, Ziegelei, Kalkofen (1880 aufgelassen) und Kleingewerbetreibende (Gemischtwarenhandlung, Fleischhauer, Schmied, Wagner, Maurer, Tischler, Zimmerer, Schneider und Schuhmacher).

Einrichtungen: Schule (1901, zwei Klassen, zuerst in Bauernhaus seit 1796) mit Gemeindebücherei, Genossenschaftsgebäude (1933) mit Heimatmuseum, Armenhaus, Krankenhaus, Milchgenossenschaft (1926), Raiffeisenkasse (1902), Milchübernahmestelle, Rathaus (1926 aufgestockt mit Saal und Jugendherberge), Kindergarten (1939 im „Göttinger-Haus“), Gemeindegasthaus, Elektrifizierung 1938, Busverbindung nach Nikolsburg (Mikulov).

Mit der reinen Luft in windgeschützter Lage war Klentnitz ein vielbesuchter Luftkurort und eine beliebte Sommerfrische für die Wiener. Deshalb gab es auch ein Hotel im Ort.

Kulturerbe:

Kirche St. Georg: zwischen Spätbarock/Rokoko und Klassizismus stehender, spiegelgewölbter fast quadratischer Saalbau von 1783/85. Hochaltarbild von Joseph Winterhalter; Stukkaturen von Andreas Schweigel. Seitenaltar hl. Peregrinus. Orgel aus der Minoritenkirche in Olmütz trotz hohen Alters in gutem Zustand. Vier Glocken im Gewicht von 168, 112, 56 und 28 kg. Erstere mit der Aufschrift „Mathias Rex“ hing bis 1784 in der nahen Maidenburg.

Pfarrhaus von 1785.

Statuen: hl. Florian (1853), Johann v. Nepomuk (1786), St. Leonhard (1699, auf Hutweide), .

Ruine Waisenstein oder Rosenburg (Sirotčí Hrádek): Auf dem Rosenberg befindliche Ruine der Burg Waisenstein; Mitte des 13. Jh. errichtet; vor 1332 im Besitz Hartneids von Liechtenstein; 1645 von schwedischen Truppen erobert, danach Verfall.
Markierter Wanderweg direkt von Klentnitz.

Besonderheit:

Lage in den Pollauer Bergen (Palava): Durch die besondere Beschaffenheit der Pollauer Berge (aus Kalkablagerungen entstanden) und die klimatischen Bedingungen (trockenes und warmes Klima) existiert in der Umgebung eine bemerkenswerte Flora.
Die Pollauer Berge sind seit 1976 ein Landschaftsschutzgebiet und wurden 1986 in die UNESCO-Liste der Biosphärenreservate aufgenommen. Seit 2004 gehören sie zum Vogelschutzgebietenetz „Natura 2000″.

Siegel: 1560 2 Pflugmesser in Renaissanceschild mit jeweils zwei Weintrauben oben und unten.

Persönlichkeiten:

  • Leopold Grech (*5. Oktober 1900, † 11. November 1981 in Heidenheim in Württemberg), Zeichner und Heimatforscher.

heimatkundliche Literatur:

  • Seidel, Franz/Freising, Josef: Heimatbuch der Gemeinde Klentnitz, 1956.
  • Hönisch, Andreas: Erinnerungen an unser unvergessenes Bergdorf Klentnitz, 1997.
  • Medek, Helma/Medek, Josef: Klentnitz, 1999.

Weblinks:

Genealogie:

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