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Malspitz

Kapelle St. Stephan in Malspitz

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Tschechischer Name: Malešovice

Fläche: 962 ha

Einwohner 1910: 575 in 114 Häusern (558 dt. Ew.), 1930: 515 in 124 Häusern (481 dt. Ew.), 2010: 377.

heutiger Verwaltungsbezirk: Brno-venkov (Brünn-Land)

Matriken: seit 1723.

Lage:

Malspitz liegt 186 Meter über dem Meeresspiegel an der Iglawa.

Geschichte:

Die erste bekannte urkundliche Erwähnung stammt von 1276. Die Kirche wurde ebenfalls erstmals 1276 unter dem Patronat des Klosters Rosa Coeli in Kanitz erwähnt. Das Gotteshaus ist dem hl. Märtyrer Stephanus geweiht. Das Patronat über die Pfarre hatte das Prämonstratenser-Nonnenkloster Rosa Coeli in Kanitz (Dolní Kounice) von 1276 bis zur Aufhebung des Klosters (de jure 1574). Danach wechselten die Herrschaften über Malspitz öfter. In der Reformationszeit wurde der Ort lutherisch.

Nach dem Erwerb der Herrschaften Kanitz und Wostitz im Dreißigjährigen Krieg durch Kardinal Franz Fürst von Dietrichstein (1622) der auch Träger der Gegenreformation in Malspitz war, hatte dieses Geschlecht das Patronatsrecht bis 1858 inne, bis es im Erbgang auf die Grafen Herberstein (bis 1919) überging.
1645 wurde Malspitz von schwedischen Truppen unter General Torstensson besetzt
Der Goldschmied Simon Fischer aus Malspitz erhielt 1652 das Brünner Bürgerrecht, weil er an der Verteidigung Brünns gegen die Schweden teilgenommen hatte.

Nach dem Ersten Weltkrieg kam die Ortschaft an die Tschechoslowakei. Bis 1938 war die tschechische Aktienraffinerie landwirtschaftlicher Zuckerfabriken in Olmütz (Olomouc) Besitzer des ehemaligen Herrschaftsgutes und „Patronatsherr“. Nach der Angliederung an das nationalsozialistische Deutsche Reich 1938 übernahm die Kirchenbehörde diese inzwischen weitgehend bedeutungslos gewordene Funktion.

Im Zweiten Weltkrieg, der 32 Opfer unter den Malspitzern forderte, wurde die Ortschaft für etwa drei Wochen Kampfgebeit und die Bewohner mussten vorübergehend in den Kellern ihrer Häuser leben. Zu Ostern flohen viele Einwohner vor der herannahenden Sowjetarmee.

Vertreibung 1945/46:
Nach den russischen Soldaten kamen tschechische „Revolutions-Gardisten“ und begannen zu plündern. Bald kamen „Hausbesetzer“ und vertrieben die deutschen Malspitzer aus ihren Häusern. Während dieser Aktionen starben sechs Männer an den Folgen von Misshandlungen. Ein großer Teil der deutschen Bewohner wurde am 11. August 1945 vertrieben. Sie wurden ihrer wertvollen Sachen beraubt und danach unter Drangsalierungen Richtung Grenze nach Österreich getrieben. Zwischen April und Oktober 1946 wurden die noch verbliebenen 154 Malspitzer in mehreren Transporten nach Deutschland zwangsausgesiedelt. 40% der nach Österreich Geflohenen und Vertriebenen konnten in Österreich bleiben, die anderen wurden später nach Bayern, Württemberg und Hessen abgeschoben.

Wirtschaft und Infrastruktur:

Landwirtschaft: Neben Getreide und Zuckerrüben wurden aufgrund des günstigen Klimas auch Öl- und Hülsenfrüchte, Feldgemüse (Tomaten, Paprika, Kohl) und Obst angebaut.

Gewerbe: Kleingewerbe (Gasthaus, Bäckerei, Metzgerei, Sattler, Schlosser, Tischler, Wagner, Schuster und Lebensmittelhandlungen) sowie eine Gärtnerei.

Einrichtungen: 1672 wurde erstmals der Schullehrer erwähnt. Im 19. Jh. wurde eine zweiklassige Volksschule eingerichtet. Postamt (1900), Gemeindebücherei, Bezirksabgabestelle für Obst und Gemüse, verschiedene Brunnen zur Trinkwasserversorgung, Haltestelle der Omnibuslinie zwischen Lodenitz (Loděnice), Raigern (Rajhrad) und Brünn (Brno), praktischer Arzt, Kindergarten, Feuerwehr (1878), Milchgenossenschaft, Raiffeisengenossenschaft (1894), Zuckerrübengenosschenschaft, Elektrifizierung 1921.

Kulturerbe:

Pfarrkirche St. Stephan (urkundlich 1276): vom alten Baubestand dürfte noch der mächtige Turm erhalten sein, der früher eine Plattform mit Brustwehr besaß (Wehrkirche). 1822 Erbauung eines Chores und 1886 Erweiterung mit Veränderung ihres ursprünglich gotischen Stiles. Hochaltarbild von Hämerlein in Wien 1852 durch eine Statue des Namenspatrones ersetzt. Nebenaltar der schmerzensreichen Mutter Gottes. Im Presbyterium Statuen von Cyrill und Method. Taufbecken aus Stein 1593. Auf dem Turm vier Glocken, von denen zwei im Jahre 1851 umgegossen wurden (darunter eine aus 1550 von Hans Dinkelmaier).

Statuen, Bildsäulen, Kreuze: hl. Nepomuk (1737), hl. Florian (1765), verschiedene Kreuze und Marterln im Ort und in der Umgebung.

heimatkundliche Literatur:

  • Beyer, Franz: Gedenkbuch der Gemeinde Malspitz, 1929.
  • Wrbka, Erich: Malspitz, ein deutsches Dorf in Südmähren, 1987.

Weblinks:

Genealogie:

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