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Pausram

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Kriegerdenkmal von Pausram

Tschechischer Name: Pouzdřany

Fläche: 1.357 ha

Einwohner 1910: 1.213 in 252 Häusern (1.173 dt. Ew.), 1930: 1.184 in 279 Häusern (863 dt. Ew.), 2010: 735.

heutiger Verwaltungsbezirk: Břeclav (Lundenburg)

Matriken: seit 1630.

Grundbücher: seit 1687.

Lage:

Südlich des Marsgebirges (Hutberg, 294 m), nördlich der Pollauer Berge und des heutigen Stausees Neumühl (Nové Mlýny) in 176 m Höhe.

Geschichte:

1244 erstmals als „Puzdran“ genannt, erscheint der Ort 1291 als „Pausrramb“ und 1399 unter den Liechtensteinern als „Pawsrams“. Im liechtensteinischen Urbar von 1414 wurde Pausram mit Kirche, Pfarrhof, drei Mühlen, einem Meierhof und 93 Bauernhäusern genannt.

1556 wurde die Ortschaft an Ambros von Ottersdorf verkauft, doch Pausram fiel nach dessen Tod ohne Nachkommen an den Kaiser zurück. Maximilian II. vergab es 1574 als Lehen an Friedrich von Žerotín-Seelowitz. 1581 erteilte Kaiser Rudolf II. dem Ort Marktrechte. Damit konnten drei, später vier Jahrmärkte abgehalten werden. Im Jahre 1539 erhielt Pausram durch den damaligen Ortsherren Friedrich von Žerotín eine Weinbergordnung.

Bereits vor 1550 erschienen die Täufer in Pausram. Außerdem wurde die Pfarre während der Reformation lutherisch.

Von 1630 an waren die katholischen Dietrichsteiner Besitzer des Ortes nachdem sich zuvor der auf protestantisch-ständischer Seite gestandene Karl von Žerotín ins Exil begeben hatte. Unter Kardinal Franz von Dietrichstein wurden alle Nichtkatholiken aus dem Dorf verwiesen. Pausram gehörte durch den Kauf der Dietrichsteiner zur Herrschaft Nikolsburg (Mikulov) und blieb unter deren Herrschaft bis 1848. Schloss, Gutshof und der Großgrundbesitz blieben bis 1924 bei den Dietrichsteinern.

1663 plünderten türkische Heere den Ort aus, brannten ihn nieder und brachten 64 Menschen um.

1832 starben 98, 1848 80 und 1866 noch weitere 40 Bewohner an der Cholera. 1855 starben 55 Kinder an Scharlach.

Nach 1848 gehörte Pausram zum Bezirk Nikolsburg (Mikulov).

Am 8. September 1887 kam es in Pausram zu einer nationalen Kundgebung von Deutschen aus Südmähren und Brünn, nachdem Tschechen Grund angekauft und Häuser für 15 Siedler gebaut hatten. Dabei wurde die Gründung des „Südmährerbundes“ beschlossen.

In dieser Zeit wurde Pausram auch an das Schienennetz angeschlossen und erhielt eine eigene Haltestelle (1869).

Im Ersten Weltkrieg hatte die Ortschaft 35 Gefallene zu beklagen.
1928/29 wurde im Ort eine tschechische Schule gebaut. In den 1930er Jahren kam es zur Bepflasterung eines Teiles der Ortsstraßen und zu einer neuen Baumbepflanzung.

Von den zur Wehrmacht eingerückten Pausramern fielen im Zweiten Weltkrieg 42, 26 blieben vermisst. Bereits am 16. April 1945 besetzten Sowjettruppen den Ort.

Vertreibung der deutschen Bevölkerung 1945/46:
Den Sowjets folgten tschechische „Revolutions-Gardisten“ und am 20. April tschechische Hausbesetzer. Die deutsche Bevölkerung wurde vertrieben. Der Bürgermeister und zwölf Männer (ehemalige Ortsrepräsentanten und Amtsinhaber) wurden interniert und viele Frauen und Kinder im Oktober zur Zwangsarbeit ins Landesinnere verschleppt. Bei den 1945 stattfindenden Gewaltexzessen wurden zwei Männer erschossen und zwei Inhaftierte aus Pausram im Lager Brünn (Brno) erschlagen. In den Internierungslagern kam es zu zahlreichen Misshandlungen und einer unzureichenden Verpflegung. Manchen Ortseinwohnern gelang die Flucht und konnten sich über der Grenze nach Österreich in Sicherheit bringen. Fast die gesamte Bevölkerung war bis Ende 1946 vertrieben worden. Nur sechs deutsche Bewohner konnten im Ort verbleiben.

1996 wurden von vertriebenen Pausramern das Dach der Ortskirche und die Rosalienkapelle renoviert.

Wirtschaft und Infrastruktur:

Landwirtschaft: Etwa 1/3 der Gemeindefläche entfiel auf Ackerfläche, 1/4 auf Wald, 1/5 auf Wechselweingärten, 1/8 auf Wiesen und der Rest auf Gärten, Hutweiden, Bauflächen und Ödland.

Gewerbe: herrschaftliche Mühlen und Gemeindemühle, nach 1924 vor allem von tschechischen Arbeitern bedient.

Einrichtungen: Raiffeisenkasse und Postamt (1868) im Rathaus, Bräuhaus im herrschaftlichen Schloss, Armenhaus, Turnhalle (1924), Bahnstation der Linie Lundenburg-Brünn, Buslinie Nikolsburg-Auspitz; Freiwillige Feuerwehr (1889), Milchgenossenschaft.

Schulen: Unterricht seit 1568 nachweisbar, Schulgebäude 1865 errichtet, 1886 dreiklassig und 1897 nochmals erweitert. Seit 1920 auch tschechische Volksschule, 1930 modernes Schulhaus mit Kindergarten bis 1938.

Kulturerbe:

Pfarrkirche St. Nikolaus (Pfarre vor 1344, Kirche 1291 erwähnt): Einheitliche, spätgotische Wehrkirche (an einem Strebepfeiler die Jahreszahl 1498 als Hinweis auf Renovierung oder Fertigstellung); dreischiffige kreuzgewölbte Hallenkirche, Chor mit Fünfachtel-Schluss. Spätgotisches Westtor. Quadratischer Turm im nördlichen Winkel des einspringenden Chores. Ober den Schallfenstern Renaissancebrüstung mit Ecktürmchen und Renaissancezierat über den zinnenartig aufragenden Uhrzifferblättern. Zurückspringender Steinhelm 1. Hälfte 16. Jh. Im Chor Tonnengewölbe mit Stichkappen um 1580. Spätgotisches Sakramentshäuschen um 1500. Hochaltar von Ignaz Lengelacher 1748/49; Seitenaltäre, Kanzel und Orgelempore Rokoko um 1770 in gleicher Weise Vesperbildgruppe, eine schwarze Muttergottes in reichem Rahmen und der Taufbrunnen. Orgel 1711. Sehr gut erhaltener Figurengrabstein des Bender aus Oberderdingen/Württemberg. Um ein in Stein gehauenes Kreuz kniet Bender mit Frau und acht Kindern, die dort begraben sind. Außerhalb der Kirche ein Grabstein mit der Kunde von einem tödlichen Unfall des Fürsten Christoph von Liechtenstein 1553.

Rosalienkapelle: 1832 nach der Choleraepidemie an der Straße nach Poppitz (Popice) errichtet.

Schloss („herrschaftliches Schlössl“): innerhalb der ehemaligen „Veste“ mit dem Bräuhaus,

Renaissancehaus Nr. 115 mit Laubengang und zweigeschossigem Arkadenhof, das von den jetzigen Besitzern sorgfältig restauriert wurde.

Verbaute Laubengänge finden sich auch an den Häusern Nr. 11 und 92, wobei letzteres eine Gedenktafel von 1610 mit der Inschrift „Verdrau Gott und Haldt sein Gepott, so Hilfft Er Dir aus der Nott. Martin Klein“ hat.

Rathaus: 1839 nach dem Brand von 1834 anstelle des schon im 16. Jhdt. bestehenden „Gemein- oder Rathaus“ erbaut.

Vom ehemaligen „Freihof“, der 1793 aufgelöst und heute aus den Anwesen Nr. 82-87 besteht, sind nur mehr die Hauptgebäude (Nr. 82-84) mit der Hofeinfahrt erhalten.

Wappen:

Eine Wappenverleihung ist zwar nicht bekannt, doch führte der Ort seit 1609 einen Eichenzweigschild als Wappen. Die Eichenzweige weisen auf den einstmals großen Laubwaldbestand des Ortsgebietes hin.

Persönlichkeiten:

  • Viktor Strelsky (*30.08.1882 Pausram, +03.08.1964 Graz), Heimatforscher.

heimatkundliche Literatur:

Erich Mayer: Heimat Pausram. 2004.

Weblinks:

Genealogie:

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