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Zaisa

Kapelle zur schmerzensreichen Muttergottes in Zaisa

Ansicht von Zaisa

Ansicht von Zaisa

Tschechischer Name: Čížov

Fläche: 1.469 ha

Einwohner 1910: 196 in 51 Häusern (189 dt. Ew.), 1930: 223 in 53 Häusern (160 dt. Ew.), heute:?

heutige Gemeindezugehörigkeit: Horní Břečkov (Oberfröschau)

heutiger Verwaltungsbezirk: Znojmo (Znaim)

Matriken: seit 1786 bei Oberfröschau (Horní Břečkov), davor ab 1642 bei Frain (Vranov).

Lage:

Der Zaisa (Čížov) liegt auf 423 m Meereshöhe. Es besitzt die typische Form eines Straßendorfes. Nachbarorte sind Oberfröschau (Horní Břečkov) im Nordosten, Luggau (Lukov) im Südosten und Hardegg auf österreichischer Seite im Süden. Letzteres ist über einen Fahrweg (markierter Rad- und Wanderweg) und über die Thayabrücke erreichbar. Flußaufwärts liegt im Westen Frain (Vranov).

Geschichte:
In der Tauschurkunde des böhmischen Königs Johann von Luxemburg von 1323 wurde der Ort erstmals genannt. Zaisa wurde später in den Hussitenkriegen des 15. Jh. zerstört und von Neusiedlern wieder aufgebaut.
1515 war Zaisa als aufgelassene Ödung der Frainer Herrschaft genannt.

Eine Neubesiedlung erfolgte in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhundert durch Georg von Lichtenburg, „Zeyssa“ als deutsches Dorf benannt. Im 17. Jahrhunderts suchten die Pest und die Cholera das Dorf heim.

1805 und 1809 waren französische Soldaten während der Napoelonischen Kriege in Zaisa einquartiert.

1884 wurde die über Zaisa führende Straße von Znaim nach Hardegg ausgebaut (bereits 1874 war bei Hardegg eine neue Thayabrücke gebaut und die Straße nach Niederfladnitz neu errichtet worden). Um 1870 wurde etwas abseits der Straße durch den Österreichischen Touristenklub die Luitgardenwarte mit Blick auf Hardegg errichtet.

1892 wurde die Ernte durch Hagel vernichtet.

Um unter tschechoslowakischer Regierung eine Schließung der deutschsprachigen Schule in dem kleinen Ort zu verhindern, wurden Waisenkinder aufgenommen.

1930 wurde ein Zollhaus mit Wohnungen für die Zollbeamten errichtet. Von 1938 bis 1945 wurde dieses Gebäude vom nationalsozialistischen „Reichsarbeitsdienst“ für Frauen verwendet. Zu dieser Zeit bildete auch Zaisa gemeinsam mit Horní Břečkov (Oberfröschau), Edenthurn (Vracovice), Liliendorf (Lesná) und Milleschitz (Milíčovice) eine Gemeinde.

Vertreibung der deutschen Bevölkerung von Zaisa 1945/46:
Die Vertreibung der deutschen Bewohner von Zaisa erfolgte am 21. Juni 1945. Zwischen März und Mai 1946 erfolgte schließlich die Abschiebung der meisten in Österreich befindlichen Zaisaer nach Westdeutschland. 22 Personen konnten in Niederösterreich bleiben. Die anderen fanden zumeist in Baden-Württemberg eine neue Heimat.

Nach 1945:

Zum Gedenken an dieses Ereignis ließen ehemalige Bewohner von Zaisa in Hardegg ein Gedenkstein errichten.

Auf dem Dorffriedhof wurde seit der Vertreibung der deutschen Bevölkerung niemand mehr bestattet. Auf den dort noch befindlichen Grabsteinen ist die Häufigkeit des Namens „Dungl“ auffallend.

Während des Kalten Krieges war das Gebiet Sperrzone, was sich zumindest auf die Natur positiv ausgewirkt hatte. Sie blieb in diesem Gebiet weitgehend unberührt.
Nach dem Fall der Ostblock-Grenze 1989/90 wurde Zaisa das kleine Zentrum des 1991 gegründeten Nationalparks Podyjí (Národní park Podyjí). Im bereits erwähnten, ehemaligen Zollhaus wurde das Nationalparkzentrum eingerichtet.

Kurz vor der Ortschaft wurde ein Stück des „Eisernen Vorhanges“, ein Stück Stacheldrahtzaun und ein Wachturm, als Mahnmal und Gedenkstätte belassen.

Aufgrund des Nationalparks, der Landschaft im und um das Thayatal und der markierten Wanderwege ist die Gegend um Zaisa und Hardegg heute ein beliebtes Ausflugsziel. Die Thayabrücke in Hardegg, in deren Mitte die Staatsgrenze verläuft, ist heute für Radfahrer und Fußgänger frei passierbar. Man kann dann entweder entlang der asphaltierten Straße, an deren Rand noch Betonbunker zu entdecken sind, nach Zaisa wandern oder aber durch den Wald, mit einem Abstecher zur ehemaligen Luitgardenwarte, der heutigen Hardegger Warte. Auch Frain (Vranov) und die Ruine Neuhäusl (Nový Hrádek) sind von Zaisa (oder Hardegg) aus auf Wanderwegen erreichbar.

Wirtschaft und Infrastruktur:

Landwirtschaft: zwei Drittel der Gemarkung sind von Wald bedeckt, daher vor allem im Winter Waldarbeit. Anbau: Roggen, Hafer, Gerste, Linsen, Erbsen, Kartoffeln, Mohn, Klee, Zwetschken.

Gewerbe: Meierhof und Gasthaus.

Einrichtungen: einklassige Volksschule (1821, 1894 umgebaut), Bücherei, Gemeindehaus, Armenhaus, „Spital“ (Isolierstation) mit zwei Räumen, Freiw. Feuerwehr (1927) mit Feuerwehrgerätehaus, Gemeindeschmiede, privates Busunternehmen (1928).

Kulturerbe:

Kapelle zur schmerzensreichen Muttergottes (früher der vierzehn Nothelfer): noch sichtbare Freskenbilder in der halbrunden Apsis, 1756 erbaut, 1785 erweitert. 1787 wurde der Turm erbaut; 1862 die Sakristei angebaut. Schöner Altar; Orgel; Turm mit zwei Glocken, deren größere 1724, die kleinere 1808 in Znaim (Znojmo) gegossen wurde.

Friedhof, 1770

Steinmarterl, zum Gedenken an die Pestopfer von 1647.

heimatkundliche Literatur:

Dungel, Franz: Meine Heimatgemeinde Zaisa, 1986.

Weblinks:

Genealogie:

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