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Deutsch-Konitz

Ansicht des Ortes mit der Pfarrkirche des Hl. Apostel Jakobus d. Älteren

Kirche St. Jakob

Tschechische Namen: Konice, Německá Konice, Konice u Znojma

Fläche: 464 ha

Einwohner 1910: 474 in 115 Häusern (471 deutsch), 1930: 489 in 119 Häusern (471 deutsch), 2001: 354.

heutige Gemeindezugehörigkeit: Znojmo (Znaim)

heutiger Verwaltungsbezirk: Znojmo (Znaim)

Matriken: seit 1708.

Lage:

Deutsch Konitz liegt in ca. 300 m Höhe an der Südseite des 324 m hohen Kuhberges (Kraví Hora). Nachbarorte sind Poppitz (Popice) im Süden, Neuschallersdorf (Nový Šaldorf) sowie Edelspitz (Sedlešovice) im Osten und die Stadt Znaim (Znojmo) im Nordosten.
Im Westen und Nordwesten wird die Gemeindefläche begrenzt vom bewaldeten Areal des Nationalparks/Národní park Podyjí.

Geschichte:

Der Ort wurde erstmals 1302 in einer Schenkungsurkunde des Brucker Abtes Dietrich als „Konitz“ urkundlich erwähnt. Zu jener Zeit war Konitz mit einer Wehrmauer umgeben. Im Urbar der Stadt Znaim von 1363 wird das Dorf „Canicz“ genannt. 1591, 1672 und nachfolgend erscheint die Namensform „Kanitz“. Der amtliche Zusatz „Deutsch“ tauchte erstmals 1846 auf und wurde von da an beibehalten.

Das Kloster Bruck hatte lange Zeit einigen Besitz in Konitz, den es auch erweiterte. Der Rest unterstand den mährischen Landesherrn.
Später erwarb das Kloster Seelau (Želiv) in Böhmen Besitz, der 1622 von Kaiser Ferdinand II. an das Prämonstratenserstift Strahov weitergibt, welches auch den Zehent erhielt.

Während des Dreißigjährigen Krieges wurden von Wallenstein ca. 60.000 Soldaten auf dem Kuhberg gesammelt. Konitz verödete nach Plünderungen während des Krieges, wurde aber bald wieder neu gegründet.

Konitz galt lange Zeit als Wallfahrtsort in dem von „Kreuzelschnitzern“ auf dem Kirchenberg verschiedene Devotionalien angeboten wurden.

Ein Großbrand vernichtete 1808 46 Häuser, Kirche, Schule und Pfarrhaus. Mit Entstehung der neuen politischen Bezirke bildete Konitz eine Gemeinde im Bezirk Znaim (Znojmo). Durch die Eröffnung der Bahnlinie von Wien nach Znaim (Znojmo) wurde der Absatz von Wein, Obst und Gemüse gesteigert. Der Markt für diesen Absatz ging erst mit der neuen nationalen Grenzziehung von 1918 verloren.
Um 1900 wurde die Straße durch den Ort befestigt.

Von 1939 bis 1945 war Deutsch Konitz, aufgrund der von den Nationalsozialisten neu eingeführten Verwaltungseinteilung, mit der Nachbargemeinschaft Poppitz (Popice) zu einer neugebildeten Gemeinde mit dem Namen „Waldberg“ zusammengeschlossen.
Der Zweite Weltkrieg forderte 48 Todesopfer unter den Ortsbewohnern.

Vertreibung 1945/46:
Bald nach der Besetzung der Ortschaft durch die Sowjetarmee kamen tschechische Milizen in den Ort, die mit Aktionen gegen die deutschsprachige Bevölkerung begannen. Viele deutsche Einwohner flohen über die Grenze nach Österreich. Sieben Einwohner wurden im Znaimer Polizeigefängnis misshandelt. Einige Einwohner wurden im Lager Mannsberg (Mansberk) interniert, wo sie Zwangsarbeit leisten mussten. Besonders tragisch war, dass nicht transportfähige ältere Menschen in ein sogenanntes Altersheim kamen und dort ihrem Schicksal überlassen wurden. Der Gemeindediener des Ortes wurde erschossen, vier Personen (ein Mann und drei Frauen) blieben vermisst. Um die verwaisten Felder weiter zu betreuen bzw. auch weil viele der neuen tschechischen Einwohner nach der Vertreibung keine Landwirte waren, wurden einige Landwirte zwangsweise als landwirtschaftliche Hilfsarbeiter im Ort bis nach der Ernte zurückgehalten. Die letzten beiden deutschen Familien wurden 1947 vertrieben.

Von den Vertriebenen blieben 32 Familien in Österreich, während sich die restlichen 96 in Deutschland (Baden-Württemberg und Bayern) ein neues Leben aufbauten. Weiters wanderten fünf Personen nach Schweden, drei in die USA und zwei nach Kanada aus.

Wirtschaft und Infrastruktur:

Landwirtschaft: 296 ha der Gemeindefläche waren um 1900 Ackerland. Angebaut wurden Gurken, Gemüse, Getreide und Hülsenfrüchte. Eine wesentliche Rolle spielte um diese Zeit der Weinbau, dessen Anbaufläche 58 ha ausmachte.

Gewerbe: Trausnitzmühle, Fleischhauer, Bäcker, Tischler, Schlosser, Schuhmacher, Wagner, Schmied und Hebamme.

Einrichtungen: Volksschule (1914) mit Kindergarten (urspr. Bau von 1811), Gemeindebücherei, zwei Zapfstellen der Wasserleitung, Elektrifizierung (1929), Omnibuslinie (1930er Jahre), Mütterberatung.

Kulturerbe:

Pfarrkirche St. Jakob d. Ä.: neugotischer Bau nach Großbrand von 1908.

Pfarrhof von 1763.

Kapelle des hl. Nepomuk von 1774.

Statuen der hl. Florian und Antonius um 1750.

weitere Kreuze und Marterln.

Siegel:

Die aus Messing gefertigte Petschaft von 1831 mit dem schönen Gemeindesiegel ist erhalten. Sie zeigt in einem 33 mm Durchmesser messenden Blattkreis die Inschrift „SIGILL DER : GEMEINDE DEUTSCH- KONITZ: BEY ZNAIM 1831“. Das Siegelfeld ist durch eine waagrechte Leiste geteilt und enthält oben die aufragende Gestalt des hl. Norbert; unten einen Rebzweig mit zwei Trauben neben einem Winzermesser. Ab der zweiten Hälfte des 19. Jh. einfacheres Siegel: Eine Weintraube mit Blatt und Stiel, umgeben von der Inschrift „DEUTSCH-KONITZ- GEMEINDEAMT“ im Hochoval.

heimatukundliche Literatur:

  • Rybka, Adolf: Ortsgeschichte Deutsch-Konitz, 1964.
  • Bayer, Friedrich: Deutsch-Konitz, 1992.

Weblinks:

Offizielle Seite (tschechisch)

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