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Moskowitz

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Tschechischer Name: Mackovice

Fläche: 1.108 ha

Einwohner 1910: 728 in 152 Häusern (719 dt. Ew.), 1930: 791 in 176 Häusern (698 dt. Ew.), 2010: 389.

heutiger Verwaltungsbezirk: Znojmo (Znaim)

Matriken: seit 1744 bei Frischau (Břežany).

Lage:

Moskowitz liegt 210 m über dem Meer und ist als Dreieckangerdorf angelegt. Nachbarorte sind Kasenec (Kaschnitzfeld) im Norden, Břežany (Frischau) im Osten, Čejkovice (Schakwitz) im Westen und Božice (Possitz) im Süden.

Geschichte:

Im Jahr 1182 wurde ein Herrenhof erwähnt. Die erste Nennung der Ortschaft erfolgte 1358. Ab 1412 erhielt das Dorf ein eigenes Weinbergrecht. Seit 1625 war Moskowitz mit der Herrschaft Mährisch Kromau (Moravský Krumlov) vereinigt.

1575 ist eine Niederlassung der Täufergemeinde nachgewiesen, deren Mitglieder allerdings während des Dreißigjährigen Krieges im Jahr 1622 den Ort wieder verlassen mussten. Zu Beginn des Krieges wurde Moskowitz von kaiserlichen Truppen mehrmals geplündert. 1645 zerstörten und plünderten Schweden den Ort.

Der Ort Rohotersch: Nur ca. ein Kilometer außerhalb von Moskowitz lag die Wüstung Rohotersch im Ried Roßweide. Der Ort wurde schon 1657 als „verödet“ beschrieben. Die dazugehörige Kirche St. Mauritz bestand noch bis 1768, dann wurde sie abgetragen.

1835 und 1849 brach eine Choleraepidemie aus. Zu dieser Zeit gehörte das Gut der Familie Kinsky. Diese ließen 1908 zum sechzigjährigen Regierungsjubiläum von Franz Joseph I. eine Lindenallee anlegen („Kaiserbaam“). 1903 zerstörten Brände Teile der Ortschaft. Als 1913 unter dem Gemeindegasthaus eine Eisgrube ausgehoben wurde entdeckte man dort ein Hockergrab aus dem 5. Jh.

Im Ersten Weltkrieg hatte der Ort 31 Gefallene zu beklagen.
Nachdem Moskowitz zur Tschechoslowakischen Republik gekommen war, wurde der Besitz der Familie Kinsky enteignet und im Zuge der Bodenreform der Zuckerindustrie-AG in Göding (Hodonin) zugesprochen. In weiterer Folge kam es zu einem Zuzug tschechischer Arbeiter.

Der Winter 1929/1930 war derart frostig, dass Obstbäume und Weinreben erfroren.

Von 1938 bis 1945, als der Ort Bestandteil des „Dritten Reiches“ gewesen war, nahmen am Zweiten Weltkrieg auch viele Moskowitzer Männer teil. Insgesamt fielen 38 Moskowitzer, 24 blieben vermisst. In der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur gehörte Moskowitz zum Kreis Znaim (Znojmo).

Am 7. Mai 1945 wurde der Ort von sowjetischen Kampfflugzeugen bombardiert, dabei wurden mehrere Häuser sowie Kirche und Schule beschädigt.
Einen Tag später marschierte die sowjetische Armee ein. Plünderungen und Vergewaltigungen folgten. Rinder, Schweine, Fett, Eier und Hühner mussten für das russische Militär abgeliefert werden. Den Sowjets folgten tschechische „Revolutionsgardisten“ und andere militante Tschechen, die bewaffnet ins Dorf kamen. Wichtige Gegenstände wie Radios, Fotoapparate, Schreibmaschinen und Fahrräder mussten abgegeben werden. Alle deutschen Aufschriften wurden entfernt. Verhaftungen und Misshandlungen folgten, dabei wurde ein Lehrer ermordet. Sämtliche ehemalige NSDAP-Mitglieder aus Moskowitz wurden verhaftet. Sogenannte Hausbesetzer beanspruchten Häuser ihrer Wahl.

Vertreibung der deutschen Bevölkerung von Moskowitz 1945/46:
Im September 1945 wurden 95 arbeitsfähige Personen mit Pferdefuhrwerken ins Arbeitslager nach Znaim (Znojmo) gebracht. Von dort konnten sich tschechische Bauern Arbeitskräfte holen. Ein Teil der deutschen Ortsbevölkerung war bereits vor dem Einsetzen der Nachkriegsexzesse über die nahe Grenze nach Österreich geflohen. Die massenhafte Vertreibung aus Moskowitz begann im Frühjahr 1946. In insgesamt vier Transporten (Februar, Mai, Juni und September 1946) wurde die deutsche Bevölkerung mit Handgepäck in Güterwaggons gepfercht und nach Deutschland abgeschoben. 41 deutsche Moskowitzer durften im Ort bleiben.

Nach dem Zusammenbruch der kommunistischen Diktatur in der Tschechoslowakei, wurde im Mai 1991 in der örtlichen Kirche ein Gottesdienst mit etwa 250 ehemaligen Moskowitzern zelebriert.

Wirtschaft und Infrastruktur:

Landwirtschaft: Die Bewohner betrieben hauptsächlich Acker- (992 ha), Obst- und Weinbau (29 ha).
Neben Getreide wurden auch Erbsen, Mais, Futterrüben, Kartoffeln, Zuckerrüben und Raps angebaut. Ein Teil wurde vom herrschaftlichen Gutshof bewirtschaftet (252,6 ha).

Gewerbe: Schrotmühle mit Karpfenzucht, Gemeindegasthaus und Kleingewerbe.

Einrichtungen: Gemeindebücherei (1923), Armenhaus, Milchsammelhaus (1925) und verschiedene Vereine: Jungfrauenverein, Burschenverein, Mütterverein, Kirchenchor, Freiwillige Feuerwehr (1927), Milch- und Wassergenossenschaft (1923, an die Milchgenossenschaft wurden täglich 900 – 1.100 Liter Milch geliefert).

Im Ort gab es eine Volksschule, die zunächst in einem Schulgebäude aus dem Jahr 1828 untergebracht war und 1892 in ein neu errichtetes Gebäude umzog. Das alte Gebäude wurde ab 1893 als Armenhaus geführt. Die zweiklassige Volksschule wurde 1929 auf vier Klassen erweitert. Kinder über 12 Jahren waren von April bis Oktober vom Unterricht befreit, um den Eltern im landwirtschaftlichen Betrieb helfen zu können.

Elektrifiziert wurde der Ort 1930.

Kulturerbe:

Filialkirche Mariae Vermählung: 1722 als Kapelle der Heiligen Fabian und Sebastian erbaut, dann den hl. Rochus und Rosalia geweiht (nach überstandener Pestepidemie 1714), später vergrößert und als Filialkirche geweiht; bis 1781 bei Leipertitz (Litobratřice) eingepfarrt, danach bei Frischau (Břežany); Hauptaltar aus 1835; zwei Seitenaltäre; Orgel 1870; Turm 1884 mit drei Glocken zugebaut. 1912 übernahmen Patres des Ordens der Oblaten der „unbefleckten Empfängnis“ die Pfarre Frischau und die Filialkirchen Moskowitz und Probitz (Pravice). 1936 wurde die Kirche mit Spenden der Moskowitzer Bevölkerung vergrößert.

Dreifaltigkeits-Kapelle (am Ortsausgang nach Hosterlitz/Hostěradice).

Zahlreiche Bildstöcke, Kreuze und Marterln im Ort und in der Umgebung: etwa Johann-von-Nepomuk-Statue von 1800 und Bildstock Maria Hilf von 1909.

Persönlichkeiten:

  • Wenzel Max, Volksliedforscher, Träger des Südmährischen Kulturpreises.
  • Albin Mahr, Theologe und Heimatforscher.

heimatkundliche Literatur:

Lukas Max: Heimatbuch der Gemeinde Moskowitz in Südmähren, 1963.

Weblinks:

Genealogie:

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