Poppitz (Nikolsburg)
Tschechischer Name: Popice
Fläche: 847 ha
Einwohner 1910: 1.366 in 289 Häusern (1.363 dt. Ew.), 1930: 1.376 Ew. in 316 Häusern (1.266 dt. Ew.), 2010: 964.
heutiger Verwaltungsbezirk: Lundenburg (Břeclav)
Matriken: seit 1691.
Grundbücher: seit 1853.
Lage:
Das Dorf befindet sich am Fuße des Gelben Berges (Žlutý kopec) (291 m) in der Talmulde des Poppitzer Baches (Popický potok) in 189 m Höhe nördlich des Stausees Nové Mlýny (Neumühl) und von Tracht (Strachotín)
Geschichte:
Als frühmittelalterliche Befestigung gilt der Burgstall. Erstmals urkundlich genannt wurde Poppitz 1291. Kurz darauf wurde das Dorf mit Pausram (Pouzdřany) von Heinrich II. von Liechtenstein dem Kloster Rosa Coeli in Kanitz (Dolní Kounice) überlassen. 1406 wurde Poppitz von den Liechtensteinern wieder erworben, sodass es ab 1414 (Liechtensteiner Urbar) ein Bestandteil der Herrschaft Nikolsburg (Mikulov) wurde.
Poppitz wurde 1426 von den Hussiten verwüstet. Im 16. Jahrhundert ließen sich Täufer in der Ortschaft nieder. Um 1541 galt Poppitz als protestantisch. Erst durch die Gegenreformation während des Dreißigjährigen Krieges wurde die Bevölkerung wieder katholisch. 1621 wurde Poppitz von ungarischen und 1645 von schwedischen Heeren geplündert. 1637 erhielt der Ort eine eigene Bergordnung.
Ab 1860 hatte Poppitz eine eigene Pfarre, bis dahin war die Gemeinde eine Lokalie von Pausram (Pouzdřany).
Nach der Einrichtung politischer Verwaltungsbezirke im 19. Jh. kam Poppitz zum Bezirk Auspitz (Hustopeče). 1938, nach der Angliederung an das Deutsche Reich in der NS-Zeit wurde aus den mehrheitlich deutschsprachigen Teilen der Bezirke Auspitz (Hustopeče), Nikolsburg (Mikulov) und Göding (Hodonín) der Landkreis Nikolsburg gebildet, dem Poppitz bis 1945 angehörte.
Am 14. April 1945 gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Poppitz von der sowjetischen Armee besetzt. Hierbei kamen drei Männer in Kampfhandlungen um. Daraufhin erfolgten viele Vergewaltigungen. Ein Mann wurde erschossen. Bis Juli waren sowjetische Soldaten im Ort stationiert.
Vertreibung 1945/46: Von den Anfang Mai bis Anfang Juli im Ort eintreffenden tschechischen „Revolutions-Gardisten“ und „Hausbesetzern“ wurden die deutschen Vorbesitzer oft unter Misshandlungen dazu genötigt, ihr Heim zu verlassen. Eine Frau wurde getötet, weil sie sich weigerte ihr Heim aufzugeben. Zur Ernte wurden alle männlichen Poppitzer zwangsrekrutiert. Ab 1. April bis September 1946 wurde die übriggebliebene deutsche Bevölkerung von Poppitz über Nikolsburg (Mikulov) nach Österreich gebracht. Nur 28 Personen konnten aus verschiedenen Gründen im Ort bleiben. Von den Vertriebenen blieben 104 in Österreich. Rund 1.200 Personen kamen nach Deutschland, wo sie großteils in Bayern und Baden-Württemberg ein neues Leben beginnen mussten. Je zwei ehemalige Poppitzer wanderten in die USA und nach Australien aus.
Wirtschaft und Infrastruktur:
Landwirtschaft: Anbau von Weizen, Zuckerrüben, Wein und Obst, Viehwirtschaft eher marginal. Die Weinbaufläche betrug zu Beginn des 20. Jh. 146 ha, die Ackerfläche 614 ha.
Gewerbe: Ziegelei, Mühle, Kleingewerbe.
Einrichtungen: Postamt 1894, Kindertagesheimstätte 1930, Armenhaus, Bahnstation 1839, Elektrifizierung 1927; Freiwillige Feuerwehr 1898, Milchgenossenschaft 1937, Raiffeisenkasse 1896. Schule: Unterricht im Ort seit 1621, Schulgebäude 1875, 1894 aufgestockt.
Kulturerbe:
Pfarrkirche St. Andreas: Pfarre urkundlich 1346. Einheitlicher Bau mit Kreuzgewölbe aus 1686. Chor mit halbkreisförmigem Schluss. Reiche Einrichtung aus der Bauzeit. Schlanker Westturm. Rechter Seitenaltar mit Bild des hl. Antonius, linker Seitenaltar mit Bild der hl. Maria. 1776 schöne Kreuzwegbilder von Mathias Stiasny.
Rosalienkapelle: 1717 nach Pestepidemie gebaut.
Marienkapelle: 1815 anstelle einer Martersäule, (1680 wegen der Pest), errichtet.
Bildstöcke: Bildstock aus dem 16. Jh., St. Florian aus der zweiten Hälfte 17. Jh., St. Wendelin, Dreifaltigkeit 1867.
Rathaus: erbaut 1794, Neubau 1906 (mit Kanzlei, Saal, Postamt und Gasthaus).
Persönlichkeit:
- Gregor Lambeck (*27. September 1712; † 27. Jänner 1781 Klosterbruck), vorletzter Abt im Kloster Bruck.
heimatkundliche Literatur:
- Gregor, Gustav: Geschichte der Gemeinde Poppitz, 1959.
- Haas, Gerhard: Aus der Geschichte des Dorfes Poppitz, 1981.
- Haas, Gerhard/Haas Luise: Dorfgeschichte von Poppitz, o.J.
Weblinks:
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