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Prahlitz

Ortsansicht von Prahlitz von Westen

Ansichten von Prahlitz

Dorfplatz mit Kriegerdenkmal in Prahlitz

Schule und Kirche St. Martin in Prahlitz

Tschechischer Name: Pravlov

Fläche: 221 ha

Einwohner 1910: 646 in 151 Häusern (638 dt. Ew.), 1930: 590 in 158 Häusern (540 dt. Ew.), 2010: 565.

heutiger Verwaltungsbezirk: Brno-venkov (Brünn-Land)

Matriken: seit 1634.

Lage:

Prahlitz befindet sich beiderseits der Igel (Jihlava) in der Thaya-Schwarza-Senke auf 192 m Höhe und liegt südöstlich von Kanitz (Dolní Kounice).

Geschichte:

Eine erste Besiedlung dürfte die Gegend bereits zur Zeit der Kelten erfahren haben, da bei Ausgrabungen im sogenannten „Winkel“ ein entsprechender Backofen gefunden wurde.

Die urkundliche Erwähnung von 1052 ist eine Fälschung aus dem 12.Jhdt., ebenso die erwähnte Brückenmaut „tributum de ponte“ von 1086. 1222 erfolgte die erste Erwähnung des Namens „Prales“ in einer von König Ottokar I. in Znaim (Znojmo) ausgestellten Urkunde. Die Herrschaft hatten die mährischen Markgrafen inne.

Der Ort wuchs im 13 Jh. zu einem Handelszentrum um eine landesherrliche Burg heran. 1276 besaß er eine eigene Pfarre. 1486 wurde Prahlitz durch Mathias Corvinus zum Markt erhoben und erhielt sein erstes Siegel. 1497 erhielt Prahlitz die Halsgerichtsbarkeit. 1537 kam die Ortschaft an das Kloster Rosa Coeli in Kanitz (Dolni Kunice). In Prahlitz bestand damals eine beachtliche jüdische Gemeinde. Die Ortschaft besaß Bergrechte seit 1576.

Nach mehreren Besitzwechseln kam der Ort 1623 an Franz Fürst von Dietrichstein. Im Dreißigjährigen Krieg kam es zu Plünderungen.
1652 wurde eine Holzbrücke über die Igel gebaut, zu deren Erhaltung eine Maut an der Kreuzung Znaim-Brünn/Nikolsburg-Eibenschütz eingerichtet wurde (1903 aufgehoben).
1740 wurden die Rechte von Prahlitz von Kaiser Karl VI. bestätigt.

Während des Österreichisch-Preußischen Krieges kamen im Jahr 1866 preußische Truppen auch durch Prahlitz. An der Kreuzung bei der Mautstelle fragte ein junger preußischer Leutnant mit dem Namen Hindenburg – späterer Reichspräsident in der Weimarer Republik – nach dem Weg Richtung Nikolsburg (Mikulov).

1919 wurde die alte Holzbrücke von einem Hochwasser weggerissen. So musste sie 1922 durch eine Stahlbrücke ersetzt werden.

Prahlitz, welches zu diesem Zeitpunkt nahe an der Sprachgrenze lag, die zwischen Prahlitz und Kanitz (Dolní Kounice) verlief, war nach der Angliederung an das Deutsche Reich unter NS-Herrschaft im Oktober 1938 zu einem Grenzort im neuen Kreis Nikolsburg (Mikulov) geworden.

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges im April 1945 kamen durch Kampfhandlungen im Ortsgebiet fünf Menschen ums Leben. Der Krieg forderte insgesamt 36 Opfer aus dem Ort.

Vertreibung 1945/46:
Im August 1945 wurden rund 50 deutsche Bewohner ausgeraubt und über die Grenze nach Österreich vertrieben. Drei Einwohner verschwanden in dieser Zeit spurlos. Am 21. März 1946 kamen rund 60 Einwohner in das Lager Nikolsburg (Mikulov) und wurden von dorthin nach Deutschland abgeschoben. Die letzten Bewohner folgten im Oktober des selben Jahres. Insgesamt wurden ca. 500 Deutsche in sieben Transporten zwangsausgesiedelt. Von den bereits in Österreich befindlichen Familien konnten drei bleiben, während der Rest ebenfalls nach Westdeutschland abgeschoben wurde.

Wirtschaft und Infrastruktur:

Landwirtschaft: Das günstige Klima erlaubte neben dem Anbau von Getreide auch jenen von Gemüse (darunter Spargel, Gurken) und Obst (vor allem die „Prahlitzer“ Zwetschgen). Der Weinbau spielte zunächst ebenso eine wichtige Rolle, ging aber nach der Reblausplage Ende des 19. Jh. zurück. Um 1900 waren immer noch 27 ha der kleinen Gemeindefläche Weingärten, während 133 ha auf Ackerfläche entfielen.

Gewerbe: Ziegelei und Kleingewerbe (Greissler, Bäcker, Fleischhauer, Friseur, Schmied, Schneider, Schuster, Getreide- und Kohlenhandel).

Einrichtungen: Schule 1671, 1820 Neubau (bis 1929 zweimal erweitert). Gemeindebücherei, Elektrifizierung 1935, Postamt; Freiwillige Feuerwehr (1904), Milchgenossenschaft (1924), Raiffeisenkasse (1926), Fischerei- und Jagdgenossenschaft.

Kulturerbe:

Pfarrkirche zur Heimsuchung Mariae: Von einem alten gotischen Bau blieben nur die Stützpfeiler und der massive Turm; die Kirche wurde in den Jahren 1748/58 völlig umgestaltet. Außer dem Hauptaltar mit einer uralten Mutter-Gottes-Statue befinden sich noch zwei Nebenaltäre des hl. Johann v. Nepomuk mit Statuen des hl. Josef und des hl. Anton und ein Altar der schmerzensreichen Mutter Gottes. Vom dritten Altar blieb nur ein Wandkreuz. Lourdes-Kapelle und ein HI. Grab. Taufbecken aus 1744; Sakristei 1750 erbaut, Waschbecken darin 1752. Von den drei Glocken ist die schwerste 1510 gegossen, die kleinere stammt von Clement Stecher in Brünn (Brno) 1797; die kleinste ist nicht beschriftet.

Der Pfarrhof ist einstöckig und im frühen Renaissance-Stil im 15. Jahrhundert erbaut. Er besitzt einen schönen Ziergiebel der 1761 renoviert wurde.

Gerichtsmartersäule, Dreiecksäule, ca. 3 m hoch, erinnert an die Halsgerichtsbarkeit von Prahlitz. Sie steht auf der Flur in Richtung Mieltschan.

Großes Friedhofskreuz aus dem Jahre 1819, Höhe ca. 4 m. Aufgerichtet bei der Verlegung des Friedhofes von der Kirche zur Straße nach Lodenitz (Loděnice).

Urbankreuz – Dieses stand auf der Flur Kuprowitz (Kupařovice) und wurde etwa 1983 neben der Kirche in Prahlitz aufgestellt. Das Kreuz ist ca. 3 m hoch und zeigt den Heiligen Urban mit einer Schale Weintrauben.

Jahndenkmal von 1928.

Weblinks:

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