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Millowitz

Ortsansicht

Ortsmitte mit der Kirche des hl. Oswald

Die „Wetterkanone“

Tschechischer Name: Milovice u Mikulova

Fläche: 567 ha

Einwohner 1910: 690 in 126 Häusern (689 dt. Ew.), 1930: 597 in 151 Häusern (583 dt. Ew.), 2010: 441.

heutiger Verwaltungsbezirk: Břeclav (Lundenburg)

Matriken: seit 1768.

Grundbücher: seit 1784.

Lage:

Millowitz liegt unmittelbar zwischen dem Nikolsburger Stadtwald und der Thaya auf 177 m Höhe.

Geschichte:

Erstmals urkundlich genannt wurde Millowitz 1236 als Teil des Besitzes der Landesherren, den Přemysliden.

1241 wurde die damalige Siedlung, die auf den Dorfstätteläckern stand, von Tartaren vernichtet.
Erst 1259 war das neue Dorf an seiner heutigen Stelle wieder aufgebaut worden.

1298 gab es die erste urkundliche Erwähnung als zur „Mayburch“ gehörig. Um das Jahr 1300 kam es zur Entstehung des Namens „Milowicz“. 1332 fand sich der Ort neben Neudek unter den Liechtensteinischen Orten zur Herrschaft Eisgrub (Lednice) gehörig. 1414 war im Urbar eine Pfarrkirche belegt.

Im 16. Jahrhundert war eine Täufergemeinde in der Ortschaft entstanden, die 1604 geplündert wurde.
Bis 1848 gehörte Millowitz zur Herrschaft Eisgrub (Lednice). Als nach der Aufhebung der Patrimonialherrschaften politische Verwaltungsbezirke entstanden waren gehörte Millowitz dem Bezirk Nikolsburg (Mikulov) an.

Im Zweiten Weltkrieg fielen 27 Männer, 21 blieben vermisst.
Zwei Männer wurden beim Einmarsch der Sowjets im Mai 1945 umgebracht.

Vertreibung 1945/46:
Am 1. Juni 1945 wurde ein Teil der aus dem Ort vertriebenen Einwohner der Kolonne des „Brünner Todesmarsches“ angegliedert.
Am 4. Juni 1945 wurden die verbliebenen Ortsbewohner, darunter viele Frauen, Kinder und alte Männer zum Verlassen des Ortes gezwungen. Auf dem Hof des Gemeindegasthauses wurden alle einer Leibesvisitation unterzogen. Dabei kam es auch zu Schikanen und Misshandlungen: Ein Mann wurde geschlagen, weil er sich weigerte seinen Mantel auszuziehen. Zwei andere Männer – Vater und Sohn – wurden gezwungen, sich gegenseitig zu schlagen.
Über Pulgram (Bulhary) und Voitelsbrunn (Sedlec) wurden die Millowitzer nach Drasenhofen getrieben. Der jüngste Teilnehmer dieses Zuges war ein drei Wochen altes Baby, der Älteste 96 Jahre. Eine alte Frau, die erschöpft aus der Kolonne wankte, wurde von einem berittenen Bewacher mit einer Peitsche geschlagen, so dass sie blutend in den Straßengraben stürzte.

Wirtschaft und Infrastruktur:

Landwirtschaft Acker- und Weinbau prägten das Leben der Einwohner von Millowitz. Um 1900 machten 250 ha Ackerland und 44 ha Weingärten einen Großteil der Gemeindefläche aus.

Einrichtungen: Volksschule (Schulbau von 1817, ab 1890 um zwei Klassen erweitert; Unterricht gab es im Ort seit 1764 im Gemeindegasthaus), Frauenmühle (ab 1848 Forsthaus), Gasthaus (1923 umgebaut mit Saal, Gemeindekanzlei und Milchsammelstelle), Milchgenossenschaft, Eiskeller und Trinkwasserleitung, Wetterkanone, Freiwillige Feuerwehr (1895).

Kulturerbe:

Pfarrkirche St. Oswald, 1670 zerstört, 1672 wieder aufgebaut; Wehrturm von 1693; 1742 erweitert; Hochaltar aus Eisgrub (Lednice); Taufbecken (1581) aus Pulgram (Bulhary); renoviert 1819 und 1845.

Pfarrhaus von 1771.

Statuen: hl. Johann von Nepomuk, hl. Florian und hl. Wendelin.

Weitere Objekte: Friedhofkreuz 1758, Grabstein aus 1711, alte „Frauenmühle“, Taufstein mit Jahreszahl 1581 in der Kirche.

Siegel:

Ein pfahlweise gestelltes Pflugmesser, viermal zwei Initialen M, die Hälfte kopfstehend.

Persönlichkeit:

  • Hans Folk (*1. Juni 1891; †15. Juni 1918) Kampfflugpilot im Ersten Weltkrieg (an der Front in den Dolomiten gefallen und nach Millowitz überführt).

heimatkundliche Literatur:

Freising, Josef: Ortsgeschichte Millowitz, 1936.

Weblinks:

Genealogie:

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