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Piesling a.d. Thaya

Schloss von Piesling

Schloss von Piesling aus einer anderen Perspektive

Tschechischer Name: Písečné u Slavonic (Písečné nad Dyji)

Fläche: 1.179 ha

Einwohner 1910: 771 in 139 Häusern (753 dt. Ew.), 1930: 647 in 141 Häusern (362 dt. Ew.), 2010: 568.

heutiger Verwaltungsbezirk: Jindřichův Hradec (Neuhaus)

Matriken: seit 1645 bei Neustift (Nové Sady).

Lage:

Piesling liegt ca. 10 km ostsüdöstlich von Zlabings (Slavonice) an beiden Ufern der mährischen Thaya und der alten Poststraße Zlabings (Slavonice)Fratting (Vratěnín), in 437 m Seehöhe.

Geschichte:

Die Gründung des Ortes erfolgte vermutlich im 12. bis 13. Jahrhundert, die erste urkundliche Erwähnung 1366. Die ersten Besitzer des Gutes von Piesling waren die Herren von Neuhaus (Rosenberg). Im Lauf der Jahre wechselten einige Male die Besitzer (Ulrich von Želetava, Záviš von Písečné, Peter von Krokwitz, Hannibal von Schaumburg u.a.). 1769 gelangte das Gut mit Neustift an die Grafen Collaltino di Collalte, die bis zur Aufhebung der Patrimonialherrschaft 1848 die Herrschaft inne hatten. Danach gehörte ihnen noch das Gut mit dem Eigenbesitz.

1887 erhielt die Gemeinde Piesling das Marktrecht und damit das Recht zur Abhaltung von vier Jahrmärkten.
Fürst Manfredo von Collalto war der letzte Eigentümer des Gutes, welches im August 1927 infolge der Bodenreform in drei Restgüter, an einige Kleingrundbesitzer (deutscher und tschechischer Nationalität) und der Gemeinde aufgeteilt, bzw. zwangsweise verkauft wurde. Die seit 1894 bestehende landwirtschaftliche Brennerei des Gutes übernahm die am 20. August 1927 gegründete landwirtschaftliche Brennerei-Genossenschaft für Piesling und Umgebung nebst dem halben Schüttkasten (Lagerhaus).

1913 wurde Piesling von der ansässigen Weißmühle mit Lichtstrom und ab Juli 1937 von der „Westmährischen Elektrizitäts AG“ mit Licht- und Kraftstrom versorgt.

Die jüdische Gemeinde:
Um das Jahr 1727 erfolgte die Gründung der jüdischen Gemeinde, die bis zum 1. Mai 1920 bestand. Danach wurde sie mit der christlichen Gemeinde zusammengelegt. Die Gemeinde war im Besitz einer Synagoge, eines Friedhofes und einer einklassigen Schule. Die Synagoge wurde in 1590 gebaut und 1948 von den Tschechen abgerissen. Der Friedhof existiert noch. Die Schule ist als Wohnhaus im Privatbesitz. Während des Nationalsozialismus fielen viele Mitglieder, denen die Flucht zuvor nicht gelungen war dem Holocaust zum Opfer.

Ab dem 19. Jh. bildete Piesling eine Gemeinde im politischen Bezirk Datschitz (Dačice) und im Gerichtsbezirk Zlabings (Slavonice).
Von 1938 bis 1945 gehörte Piesling während der NS-Herrschaft zum Kreis Waidhofen a.d. Thaya.

Vertreibung 1945/46:
Am 7. Juni 1945 wurden die Kindergärtnerin des Ortes und deren Kind durch tschechische „Revolutionsgardisten“ ermordet. Zwei Einwohner des Ortes begingen Selbstmord. Alle Deutschen aus Piesling hatten 15 Minuten Zeit, ihr Haus zu verlassen. Danach wurden sie ausgeplündert und in Richtung Österreich vertrieben.

Zur Gemeinde gehören heute neben Piesling selbst Chvaletín (Qualitzen), Marketa (Margarethen), Modletice (Mudlau), Nové Sady (Neustift), Slavětín (Slawathen) und Václavov (Wenzelsdorf) sowie die Einschicht Krokovice (Krokowitzhof).

Wirtschaft und Infrastruktur:

Landwirtschaft: Ackerbau auf einer Fläche von ca. 700 ha, Viehhaltung (520 Rinder um 1910), Waldbewirtschaftung auf 288 ha.

Gewerbe: zwei Mühlen, Kleingewerbe.

Schule: zweiklassige Volksschule (1902), Schulbesuch der Kinder aus: Piesling, Mudlau (Modletice) und Neuhart (Nové Hobzí), ab 1919 auch aus Neustift (Nové Sady) und Margarethen (Marketa) in einer weiteren Klasse.

weitere Einrichtungen: Postamt, Guts-Brennerei (ab 1928 genossenschaftlich geführt), Elektrifizierung 1913 durch Mühle (ab 1937 durch Elektrizitäts-AG), Feuerwehr (1898), Raiffeisenkasse, Jagdgenossenschaft.

Kulturerbe:

Schloss: Vierflügeliger Bau um rechteckigen Hof (um 1626). Drei Flügel dreigeschossig, der vierte springt nach außen vor, zeigt innen Laubengänge und Treppen in Vorbauten, zweigeschossig. An zwei Ecken vorspringende Türme, einer viereckig mit Zeltdach, der andere rund mit Kegeldach. An den anderen zwei Ecken Erkervorbauten. In der Einfahrtshalle Stuckrippen; Renaissance-Rauchfänge. Schlosskapelle St. Franciscus 1673, später St. Anton. Schüttkasten drei Geschosse; zweigeschossiger Volutengiebel Anfang 17. Jh.

Kirche St. Antonius von Padua, eingepfarrt nach Neustift (Nové Sady)

Jüdischer Friedhof

Kapelle St. Katharina

Ruine der Burg Krokvice

Persönlichkeit:

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