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Urspitz

Hauptstraße von Urspitz

Kirche St. Jakobus des Ãlteren in Urspitz

Altar der Kirche St. Jakobus des Ãlteren

Kirche St. Jakobus des Ãlteren in Urspitz

Tschechischer Name: Cvrčovice u Pohořelic

Fläche: 911 ha

Einwohner 1910: 733 in 106 Häusern (669 dt. Ew.), 1930: 725 in 118 Häusern (515 dt. Ew.), 2010: 606.

heutiger Verwaltungsbezirk: Brno-venkov (Brünn-Land)

Matriken: seit 1690.

Grundbücher: seit 1700.

Lage:

Urspitz befindet sich am rechten Ufer der Jihlava (Igel) unmittelbar nördlich von Pohrlitz (Pohořelice) in 128 m Seehöhe. Weitere Nachbarorte sind Mohleis (Smolín) im Osten und Odrowitz (Odrovice) im Norden.

Geschichte:

1276 erfolgte die erste urkundliche Nennung des Ortes aus Anlass der Übergabe der Kirche an das Kloster Rosa Coeli in Kanitz (Dolní Kounice) durch das Altbunzlauer Kapitel. Ursprünglich gehörten große Teile dem Kloster, der Rest (Hof und Burg) als klösterliches Lehen den Vladiken von Cvrčovice. In der Folge wurde der Ort unter unterschiedlichen Bezeichnungen genannt. So 1349 als „Vrspicz“ bezeichnet, später als „Swerssowycz“, „Swyrczowycz“ bzw. „Swurczowicz“.

Während des böhmisch-ungarischen Krieges im 15. Jh. wurde das Dorf verwüstet und verödete danach. Nach der Auflösung des Klosters Rosa Coeli wechselten zwischen 1526 und 1771 verschiedene Grundherrschaften (darunter Jiří Žabka von Limberg und Albrecht Černohorský von Boskowitz). 1619 war etwa Franz Nikolaus von Thurn Besitzer, der eigentlich evangelisch war, aber um seinen Besitz in der Gegenreformation nicht zu verlieren, zum katholischen Glauben übertrat.
Am Ende des Dreißigjährigen Krieges waren große Teile von Urspitz verwüstet.

1754 eine eigene Pfarrei gegründet.
1772 kam Urspitz schließlich an Karl Maximilian von Dietrichstein. Bis zur Auflösung der Grundherrschaft gehörte der Ort damit auch zum Herrschaftsgut Kanitz. Ab 1798 war Urspitz Verwaltungssitz der Dietrichsteiner Güter, bevor dieser nach Großseelowitz (Židlochovice) verlegt wurde.

Ein Großfeuer zerstörte 1836 mehrere Häuser.

Von 1850 bis 1901 war Urspitz eine Gemeinde im Bezirk Auspitz (Hustopeče).
1862 ging der Gutsbesitz im Erbweg an die Familie Herberstein. Ihr Besitz setzte sich aus dem Schloss und drei Gutshöfen (Schwarzhof, Weißhof und Schlosshof) zusammen.

Ab 1901 gehörte Urspitz zum Bezirk Nikolsburg (Mikulov).
Der Gutsbesitz wurde in der Ersten Tschechoslowakischen Republik enteignet.

Im Zweiten Weltkrieg fielen 17 Soldaten aus dem Ort während 27 vermisst blieben. Bei direkten Kampfhandlungen im Ort kamen vier Personen ums Leben.

Vertreibung 1945/46: Viele deutsche Einwohner flüchteten vor den durch die selbsternannten „Revolutionsgardisten“ verursachten Nachkriegsexzesse oder wurden über die Grenze nach Österreich vertrieben. Zwischen März und Oktober 1946 wurden die noch verbliebenen 446 Urspitzer nach Westdeutschland zwangsausgesiedelt, 150 durften im Ort bleiben.

Zwischen 1948 und 1961 gehörte Urspitz zum Bezirk Großseelowitz (Židlochovice) und zwischen 1976 und 1990 zur Gemeinde Pohrlitz (Pohořelice). Von 1961 bis 2007 war der Ort Bestandteil des Bezirkes (okres) Lundenburg (Břeclav). Die seit 1990 wieder eigenständige Gemeinde gehört heute zum okres Brno-venkov (Brünn-Land).

Wirtschaft und Infrastruktur:

Landwirtschaft: Anbau von Zuckerrüben, Getreide und Kartoffeln (Anbaufläche 786 ha um 1900), Viehzucht (Rinder und Schweine).

Gewerbe: Bäcker, Gemüsehändler, Steinmetz, Schmied, Tischler, Wagner, Schuster, Friseur, Schneiderin, Hebamme.

Einrichtungen: Schule (1879, später auch tschechische Schule mit Kindergarten), Bücherei, Elektrifizierung (1928), Raiffeisenkasse, Freiwillige Feuerwehr (1903).

Kulturerbe:

Pfarrkirche St. Jakob d. Älteren: (seit 1754 Pfarrkirche); tonnengewölbtes Langhaus um 1690 über älterem Bau von ca. 1230; Fassade mit vorspringendem Turm aus 1831. Gotischer Chor mit Fünfachtel-Schluss. Spätklassizistischer Hochaltar um 1820, zwei Seitenaltäre erste Hälfte 18. Jh.; Kanzel um 1780. Hauptaltar mit Bild des hl. Jakob 1850 und Statuen Joh. v. Nepomuk und Johannes Sarkander; Nebenaltar Tod des hl. Josef (mit Bild) und Nebenaltar der unbefleckten Empfängnis (mit Statue). Unter der Kirche befindet sich eine Krypta. Turm mit drei Glocken, die größte von Sigmund Kercker in Brünn (Brno) gegossen, die zweite aus 1714 von Hillers Witwe in Brünn 1911 umgegossen und die dritte 1714 von Sigmund Kercker in Brünn gegossen.

Schloss: Die ehemalige Burg wurde im 16. Jahrhundert unter den Grafen von Thurn zu einem kleinen Renaissanceschloss umgebaut. Unter den Dietrichsteinern erfolgte im 18. Jahrhundert eine barocke Umgestaltung. Nach 1920 wurde es zum Wohnhaus umgestaltet.

Antoniuskapelle an der Gemarkungsgrenze zu Lodenitz (Loděnice) und Schömitz (Šumice).

Statuen: Johannes von Nepomuk (Dorfmitte), St. Urban (Viertelwiesen).

Siegel:

Ein randverziertes Schildchen, in dem auf einem Rasen ein Bäumchen zwischen der Jahreszahl 1676 steht, zwei fünfblättrige Rosenblüten.

heimatkundliche Literatur:

Schüller, Laurenz: Ortsbeschreibung von Urspitz, 1988.

Weblinks:

Genealogie:

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